Spielt Diskriminierung am Arbeitsplatz bei den Restaurator:innen eine Rolle?

Ergebnisse der Umfrage des Arbeitsausschusses Antidiskriminierung im VDR: Ende letzten Jahres hat der Arbeitsausschuss Antidiskriminierung eine Umfrage zu Diskriminierung am Arbeitsplatz unter den VDR-Mitgliedern durchgeführt. Der Arbeitsausschuss wurde 2021 mit […]

Ergebnisse der Umfrage des Arbeitsausschusses Antidiskriminierung im VDR:

Ende letzten Jahres hat der Arbeitsausschuss Antidiskriminierung eine Umfrage zu Diskriminierung am Arbeitsplatz unter den VDR-Mitgliedern durchgeführt. Der Arbeitsausschuss wurde 2021 mit dem Ziel gegründet, Diskriminierung im Verband, aber auch in der Restaurierungswelt sichtbar zu machen und im nächsten Schritt Maßnahmen zu ergreifen.

Die Umfrage lief mehrere Wochen. Insgesamt haben sich 106 Mitglieder beteiligt: Der Großteil der Befragten ist zwischen 30 und 59 Jahre, weiblich, heterosexuell, ohne sichtbare körperliche Beeinträchtigung und wird im Alltag als „deutsch“ wahrgenommen.

36 % der Befragten gaben an im Arbeitsalltag diskriminiert zu werden. Geschlecht (44 %) und Alter (26 %) spielten bei der Entstehung von Diskriminierungen die größte Rolle, gefolgt von Familienaufgaben (21,8 %) und Bildungshintergrund (15 %).  Körperliche Fähigkeiten, soziale oder geografische Herkunft und wirtschaftliche Verhältnisse sind bei rund 10% ein Diskriminierungsgrund. Bei dieser Antwort war eine Mehrfachnennung möglich.

Frauen im Alter zwischen 18 und 49 sind den Umfrageergebnissen zufolge am häufigsten sexistischer Diskriminierung ausgesetzt. In den Kommentaren wurden Schwangere als eine Gruppe herausgestellt, die mit abwertenden Bemerkungen und sinkender Wertschätzung zu kämpfen haben und denen Arbeitsverträge nicht verlängert werden.

Altersdiskriminierung spielt vor allem zwischen 18 und 29 und dann wieder ab 60 Jahren eine Rolle.
Im Arbeitsbereich der Lehre, also an Hochschulen und ähnlichen Einrichtungen, spielt das Alter als Grund für Diskriminierung eine untergeordnete Rolle, das Geschlecht eine deutlich größere (63 %).

33 % der Befragten gaben an verbale Übergriffe erlebt zu haben, 13 % wurden unerwünscht berührt und 16 % wurden sogar physisch bedrängt. Die meisten der von Übergriffen Betroffenen erlebten die Übergriffe als Mobbing (59 %) bei 45 % hatten sie sexistischen Charakter.

Gerade selbstständige Frauen haben in unserer Branche laut der Umfrage mit sexistischer Diskriminierung zu tun. Häufig werden sie auf der Baustelle oder in Gesprächsrunden von Männern nicht ernst genommen, Meinungen nicht angehört. Auch sarkastische Kommentare wie „Was sagt denn Ihr Mann dazu?“ werden geschildert. Bei den Selbstständigen gibt es deutlich weniger Ansprechpersonen im Falle einer erlebten Diskriminierung.

Diese Zahlen sind durchaus alarmierend auch wenn weder die Anzahl noch die Zusammensetzung der Befragten als repräsentativ gelten kann. Zum Vergleich: bei einer europäischen Erhebung über die Arbeitsbedingungen erfuhren 5,6 % der Erwerbstätigen in Deutschland Diskriminierung am Arbeitsplatz. Der am häufigsten genannte Grund für Benachteiligung war das Alter; besonders stark betroffen waren auch hier jüngere und ältere Beschäftigte. Am zweithäufigsten wurden Belästigungen aufgrund des Geschlechts benannt (Quelle: Diskriminierung am Arbeitsplatz - Statistisches Bundesamt (destatis.de))

Die Erfahrungen der befragten VDR-Mitglieder decken sich folglich mit den bundesweiten Trends. Rund 64 % der Befragten finden es wichtig, dass sich der VDR für ein diskriminierungsfreies Umfeld engagiert und eine Ansprechperson bestimmt. Dies sehen wir als Auftrag das Thema weiter zu verfolgen.

Die detaillierte Auswertung der Umfrage wird in Kürze im internen Bereich dieser Website zugänglich sein.