Leitlinien zur Nutzung digitaler Techniken nun online

Unter Federführung von Prof. Dr. Dipl. Rest. Ursula Schädler-Saub von der HAWK-Fakultät Bauen und Erhalten wurden erstmalig Leitlinien zum Digitalen und seinem Nutzen für das Fragment zusammengestellt. Diese hat das Hornemann Institut nun auf seiner Website veröffentlicht.

Hildesheimer Leitlinien zur Nutzung digitaler Techniken bei der Konservierung-Restaurierung und der Präsentation von Fragmenten nun online

Prof. Dr. Ursula Schädler-Saub gibt neues Dokument zur Ethik der Restaurierung heraus

Die Digitalisierung verändert die Arbeit rund um die Erhaltung von Kulturgut. Um hier auch in Zukunft wissenschaftliche Standards zu sichern, sollten Restaurator*innen, Denkmalpfleger*innen und Kurator*innen von Sammlungen den digitalen Wandel aktiv mitgestalten. Dazu braucht es aber – neben fachspezifischem technischen Knowhow - allgemeine theoretische Grundsätze, welche altbewährte Dokumente der Restaurierungsethik noch nicht formulieren konnten.

Nun wurde unter Federführung von Prof. Dr. Dipl. Rest. Ursula Schädler-Saub von der HAWK-Fakultät Bauen und Erhalten erstmalig ein solches Papier zum Digitalen und seinem Nutzen für das Fragment zusammengestellt. Das Hornemann Institut hat es online veröffentlicht, mit dem Titel „Hildesheimer Leitlinien zur Nutzung digitaler Techniken bei der Konservierung-Restaurierung und der Präsentation von Fragmenten“, doi:10.5165/hawk/485. Zu finden sind die Leitlinien auf Deutsch und Englisch im Webportal des Hornemann Instituts und auf der Website der Tagung.

Das Fragment eines Engels von der Chorschranke von St. Michael in Hildesheim, Ende 12. Jahrhundert. Wie kann man am besten präsentieren, damit man es versteht? Wie sollte man das Stuckfragment und seine frühere Farbfassung digital ergänzen? (Foto: Dommuseum Hildesheim)
Das Fragment eines Engels von der Chorschranke von St. Michael in Hildesheim, Ende 12. Jahrhundert. Wie kann man am besten präsentieren, damit man es versteht? Wie sollte man das Stuckfragment und seine frühere Farbfassung digital ergänzen? (Foto: Dommuseum Hildesheim)

Inhalt

Die Leitlinien sind auf Fragmente fokussiert, da, so der erste Satz des neuen Dokuments, „nahezu alle überlieferten Werke der Kunst im Laufe ihrer Geschichte auf verschiedene Weise und mit unterschiedlichen Folgen zu Fragmenten wurden“. Mit prägnanten Formulierungen soll eine allgemeinverbindliche Hilfestellung für Fachleute in der Berufspraxis und eine Orientierung für Studierende angeboten werden, damit das Digitale bei der Erhaltung und Präsentation von Fragmenten sinnvoll zum Einsatz kommt. Nach einem einleitenden Absatz über Grundsätzliches zum Thema, werden die Möglichkeiten und Chancen aber auch die Grenzen digitaler Rekonstruktion zusammengefasst. Abschließend werden Desiderata zum Digitalen in der Restaurierung formuliert, dessen Bedeutung in den kommenden Jahren stetig zunehmen wird.

 Die Möglichkeiten der Partizipation bei der Entwicklung

Der Weg zu diesem knapp und klar formulierten Positionspapier war kein einfacher, denn es galt, möglichst viele Meinungen der involvierten Fachdisziplinen und Generationen zu sammeln und in einem praxistauglichen Text zu vereinen. „In heutiger Zeit sollte man solche Grundsatzpapiere möglichst partizipativ und international entwickeln“, so die Überzeugung von Prof. Dr. Ursula Schädler-Saub und Dr. Angela Weyer, Leiterin des Hornemann Instituts und Mitstreiterin bei diesem Unterfangen.

Eine wichtige Grundlage für das Papier waren die Beiträge zu der von beiden Expertinnen veranstalteten internationalen Tagung „Das Fragment im digitalen Zeitalter. Möglichkeiten und Grenzen neuer Techniken in der Restaurierung", die nach mehreren Verschiebungen aufgrund der Coronavirus-Pandemie im Mai 2021 mit rund 600 Teilnehmer*innen aus 27 Ländern online stattfand. Die Leitlinien sind deshalb im Namen aller drei Kooperationspartner der Tagung publiziert – das sind die  HAWK (mit Hornemann Institut), die ICOMOS AG Konservierung-Restaurierung und der Verband der Restauratoren (VDR) e.V.

Die Diskussion bei der Tagung zeigte die große Spannbreite der Möglichkeiten bei der Nutzung digitaler Techniken in der Restaurierung von Kunst- und Kulturgut, aber auch viele Unsicherheiten, von den Grundsatzüberlegungen bis hin zur praktischen Anwendung. Viele Kolleg*innen und Studierende betonten ihr großes Interesse an Aus- und Weiterbildungsangeboten in diesem Bereich.

Im Zuge der der Tagung hatte Prof. Dr. Ursula Schädler-Saub zusammen mit Dr. Max Rahrig (damals Universität Bamberg, Kompetenzzentrum für Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien), dem Restaurator Prof. Dr. Jan Raue (FH Potsdam), dem Medienwissenschaftler Prof. Dr. Stefan Schwingeler (HAWK) sowie dem Kunsthistoriker und Denkmalpfleger Prof. Dr. Wolfgang Wolters (ehem. TU Berlin) ein erstes Dokument erarbeitet, das den Tagungsteilnehmer*innen zum Feedback vorgelegt wurde und viele wichtige Kommentare hervorrief. Anschließend präsentierten sie es der internationale Fachcommunity.

Die nun vorliegenden, von Ursula Prof. Dr. Schädler-Saub, Prof. Dr. Wolfgang Wolters und Dr. Angela Weyer ausformulierten Leitlinien berücksichtigen die gesammelten Kommentare. „Wir hoffen sehr, dass unser Papier die bestehende Lücke füllt, denn die bisherigen ethischen Grundsätze thematisieren die digitalen Techniken im Umgang mit dem Fragment nicht ausreichend,“ so die Herausgeberin Prof. Dr. Ursula Schädler Saub. Die Hinweise, die über das Grundsätzliche hinausgingen und deshalb nicht in das Papier einflossen, sind auch auf der Website der Tagung veröffentlicht.

 

Korrekte Zitierweise:

Hildesheimer Leitlinien zur Nutzung digitaler Techniken bei der Konservierung-Restaurierung und der Präsentation von Fragmenten, zusammengestellt von Ursula Schädler-Saub, unter Einbeziehung der Beiträge von Kolleg*innen im Rahmen der Vorbereitung und Durchführung der internationalen Tagung der HAWK in Hildesheim (Fakultät Bauen und Erhalten und Hornemann Institut) in Kooperation mit der ICOMOS AG Konservierung-Restaurierung und dem Verband der Restauratoren e. V. (VDR) „Das Fragment im digitalen Zeitalter – Möglichkeiten und Grenzen neuer Techniken in der Restaurierung“ an der HAWK Hochschule in Hildesheim, 7.-8.05.21, doi:10.5165/hawk/485

Text/Quelle: Hornemann Institut der HAWK