
CALL FOR PAPERS: Fachtagung „Restaurierung industrieller Kulturgüter: Praxis, Probleme, Perspektiven“
16. August
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Die Fachgruppe Industrielles Kulturgut / Kulturgut der Moderne (IKKM) im VDR plant Ihre nächste Fachtagung zum Thema "Restaurierung industrieller Kulturgüter: Praxis, Probleme, Perspektiven" am 18. und 19.06.2025 im Verkehrszentrum des Deutschen Museums in München. Die kommende Tagung widmet sich besonderen Herausforderungen im Umgang mit technischem Kulturgut.
Im Fokus stehen komplexe Baustellensituationen, unsichtbare Gefahrenquellen, der Umgang mit Schadstoffen, das Bewegen großer Lasten sowie schwer kalkulierbare Kosten bei Großobjekten.
Wir rufen dazu auf, aus der facettenreichen Praxis mit problematischen Objekten und Situationen zu berichten. Die Beiträge sollen konkrete Schwierigkeiten aufzeigen, Erfahrungen teilen, Lösungsansätze vorstellen und den fachlichen Austausch fördern. Ziel ist es, eine fundierte restauratorische und konservatorische Perspektive für den langfristigen Erhalt technischer Kulturgüter zu entwickeln – mit verbesserten Abläufen und im Sinne der Gesundheit aller Beteiligten.
- Berufspraxis
Im ersten Tagungsteil können verschiedenste Problematiken vorgestellt werden, die im Berufsalltag auftreten können: Umgang mit Großobjekten, wie beispielsweise dem Umzug einer Sammlung, Herausforderungen in Logistik, Abbau großer Lasten, Größe, Dauer, Planung, Kosten, Schadstoffen, etc. hier sind Best-practice und missglückte Anwendungsbeispiele gewünscht.
- Wird in der Kommunikation und Koordination mit anderen Gewerken die gleiche Sprache gesprochen?
- Wie steht es um die Vergütung von Restaurator*innen nach HOAI?
- Wie werden öffentliche Fördermittel für die Restaurierung technischen Kulturguts verteilt?
- Gibt es genügend Aufträge – und wie entwickelt sich die berufliche Lage insgesamt?
- Grenzwerte, Berechtigungen, Gefahrstoffe – Probleme?
Der zweite Themenkomplex der Tagung beleuchtet strukturelle und rechtliche Hürden, die dem Erhalt technischen Kulturguts im Wege stehen – insbesondere durch industrielle Vorgaben wie DIN-Normen, gesetzliche Grenzwerte und Entsorgungspflichten. Ein ganz besonderes Thema ist der Umgang mit Stoffen, die heute als Gefahrstoffe deklariert sind, aber aus der Sicht der Konservierung objektimmanent und deshalb erhaltenswürdig sind (Asbest, Radioaktivität, …) oder entfernt werden müssen, da sie das Objekt zerstören (Batterien, Akkus).
- Wie sieht hier die rechtliche Grundlage aus?
- Wer darf entsorgen, wer darf erhalten?
- Wie stehen technische Sammlungen ihrem Erbe gegenüber: Erhalt oder Entsorgung von belasteten Exponaten/ Objekten.
- Wie gehen unsere EU-Nachbarn – etwa Österreich – mit diesen Herausforderungen um? Gibt es aktuelle Forschungsprojekte oder alternative Ansätze?
Viele geltende Schadstoffgrenzwerte – etwa für PAK, PCB oder KMF – orientieren sich am Wohn- und Arbeitsbereich. Für Museen und technische Sammlungen mit Bildungs- und Forschungsauftrag sind diese Vorgaben jedoch nicht ohne Weiteres übertragbar.
Es stellt sich daher die Frage, inwiefern bestehende Grenzwerte angepasst oder differenziert angewendet werden sollten, um dem Erhalt und der Zugänglichkeit von Kulturgut gerecht zu werden. Wie stehen da künftig die Chancen Grenzwerte nicht aus dem Baugewerbe übernehmen zu müssen? Bezüglich der Denkmalpflege: Schließung bis hin zum Abriss von Industriestandorten, falls eine Dekontamination unmöglich ist.
Darüber hinaus unterliegen technische Sammlungen und Museen strengen rechtlichen Auflagen im Umgang mit bestimmten Objekten.
Für viele Objekte ist ein spezieller Berechtigungsschein erforderlich – doch wer ist überhaupt zum Umgang befugt, und an welche Voraussetzungen ist dieser gebunden?
Beispiele hierfür sind: der Umgang mit Asbest (z. B. nach TRGS 519), der Besitz oder die Ausstellung von Waffen (Waffenbesitzkarte, Waffenschein), der Umgang mit radioaktiven Stoffen oder ionisierender Strahlung.
Gefragt sind hier konkrete Beispiele aus der beruflichen Praxis – etwa aus öffentlichen Einrichtungen oder Museen, die aufzeigen, wie diese Herausforderungen organisatorisch und rechtlich bewältigt werden.
Zugleich soll beleuchtet werden, warum solche Anforderungen für freiberuflich tätige Restaurator*innen häufig kaum zu erfüllen sind – sei es aufgrund des hohen organisatorischen Aufwands, der immensen Kosten oder der eingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten.
- Aussichten und Perspektiven
Der dritte Themenblock widmet sich den Perspektiven für die Zukunft – mit einem besonderen Fokus auf praxisnahe Verbesserungen sowie Impulse für Verbandsarbeit und fachliche Vernetzung. Welches Haus in der Bundesrepublik Deutschland forscht woran (Stichpunkt Kartierung und Vernetzung) – ggf. könnten hier Kräfte zusammengeführt werden. Wer entscheidet letztlich über die Vergabe von Fördergeldern – und nach welchen Kriterien?
Spannend ist auch die Schnittstelle zu den Denkmalämtern – ihr Fachwissen, ihre Auflagen und ihre Entscheidungsbefugnisse haben direkten Einfluss auf die restauratorische Praxis und können diese wesentlich unterstützen. Immer mehr großtechnische Anlagen stehen unter Denkmalschutz – und viele Denkmalämter benötigen dafür das Know-how und die Anbindung an erfahrene Restaurator*innen.
Hinweise für Ihren Beitrag
Bitte senden Sie uns Ihren Vorschlag für einen ca. 20-minütigen Vortrag in digitaler Form mit max. 3000 Zeichen (inkl. Leerzeichen). Ein Arbeitstitel und eine aussagekräftige Abbildung sind willkommen. Geben Sie bitte auch Angaben zu Ihrer Person (Name, berufliche Position, Kontakt) an.
Pro Vortrag wird max. 1 Referent:in eine kleine Aufwandsentschädigung für anfallende Kosten erstattet (die genaue Summe wird rechtzeitig bekannt gegeben), die Tagungsgebühr entfällt.
Ausgewählte Beiträge können in der open-access Fachzeitschrift Conserva – Beiträge zur Erhaltung von Kunst- und Kulturgut des VDR publiziert werden (die Auswahl ist der Redaktion vorenthalten).
Wir freuen uns auf spannende, gern auch kontroverse Beiträge.
Und zögern Sie bitte nicht, diesen Aufruf großzügig zu verteilen – Vielen Dank!
Für Rückfragen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung.
Herzliche Grüße
Ihr Sprecher:innenteam der Fachgruppe IKKM
Termine
Einsendeschluss Abstracts: 16. August 2025
Sie erhalten bis Ende September Rückmeldung von uns.
Kontakt
Bei Fragen melden Sie sich bitte beim Tagungsteam unter industrielles-kulturgut[at]vdr.restauratoren.de
Sprecher:innenteam der Fachgruppe IKKM
Kathrin Strobl, Katrin Kaminski, Lisa Heyn