Nachruf für Henning Autzen

Zutiefst bestürzt haben wir vom Tod unseres ehemaligen Leiters der Gemälderestaurierung der Staatsgalerie Stuttgart Henning Autzen am 18. Juli 2025 erfahren. Er war ein verlässlicher, gewissenhafter und umsichtiger Restaurator und […]

Zutiefst bestürzt haben wir vom Tod unseres ehemaligen Leiters der Gemälderestaurierung der Staatsgalerie Stuttgart Henning Autzen am 18. Juli 2025 erfahren. Er war ein verlässlicher, gewissenhafter und umsichtiger Restaurator und Freund, von den Kolleginnen und Kollegen sehr geschätzt.

Henning begann seine restauratorische Laufbahn 1986 mit einem Praktikum in der Gemälde-und Skulpturenrestaurierung des Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum „Schloss Gottorf“, nachdem er sich beruflich umorientiert hatte. 1989 wechselte er nach Hamburg und machte ein weiteres zweijähriges Praktikum im Restaurierungsatelier von Christian Scheidemann. 1991 arbeitete Henning als Restaurator in Teilzeit für die Staatsgalerie Stuttgart, wobei er in seiner dienstfreien Zeit Aufträge zur Restaurierung zeitgenössischer Kunst über das Atelier Scheidemann übernahm.

1996 führte Hennings Weg wieder in den Norden und er gründete sein eigenes Atelier in Bremen. In dieser Zeit restaurierte er nicht nur für private Kunden, sondern auch für Sammlungen, Stiftungen und Museen. Für die Staatsgalerie Stuttgart führte er seinerzeit eine umfangreiche und erfolgreiche Restaurierung an Edward Kienholz, „The Birthday“ von 1964 aus. Zudem ließ er es sich nicht nehmen Praktikanten und Studenten in seinem Atelier auszubilden. Ab 1999 übernahm Henning eine Teilzeitstelle an der Kunsthalle Bremen und war dort verantwortlicher Restaurator für den Gemälde- und Skulpturenbestand der deutschen, schweizerischen und skandinavischen Künstler sowie für Kunst nach 1945.

2003 führte sein Weg zurück in den Süden, wo er bis zu seinem Ruhestand 2019 in der Staatsgalerie die Leitung der Gemälderestaurierung übernahm. 2008 bis 2010 initiierte Henning als außerordentliches Forschungsprojekt die Restaurierung der „Grauen Passion“ von Hans Holbein. Mit seinem engagierten Team führte er die kunsttechnologische Untersuchung und Restaurierung an den 12 Tafeln der „Grauen Passion“ aus, wobei eine der größten Herausforderungen die Wiederherstellung der Einheit der Tafeln war. Von der umsichtigen Leitung und von seinem profunden Wissen haben nicht nur wir Kolleginnen und Kollegen profitiert, sondern auch eine Anzahl von Praktikantinnen/Praktikanten und Studentinnen/Studenten.

Henning hat immer Zeit und Geduld gefunden, sich mit der restauratorischen Arbeit auseinanderzusetzen, um diese bis ins Detail zu durchdenken und entsprechend zu würdigen. Diese Liebe zum Detail kam nicht nur in seiner Arbeit als Restaurator zum Ausdruck, sondern auch in seiner Küche. Seine Kochkunst war ein Erlebnis und gemeinsame Essen waren ein großes Vergnügen.

Mit dem Ruhestand führte ihn sein Weg zurück nach Schleswig-Holstein.

Wir verlieren einen lieben Kollegen und Freund, der uns begleitet hat und uns an seiner ruhigen, vertrauensvollen, gewissenhaften und umsichtigen Art teilhaben ließ.

Katja van Wetten, Anne Künzig, Anita Schink, Lydia Schmidt, Carolin Heinemann, Arnaud Obermann, Herman Degel

Henning Autzen