Fachgruppe Leder und artverwandte Materialien

Über das Fachgebiet

Buchumschläge, Bekleidungsstücke, Lederaccessoires, Schmuck, Taschen, verschiedenste Behältnisse und Gebrauchsgegenstände, Lampenschirme, Ledermöbel, Applikationen an Holzmöbeln – all diese Objekte und mehr werden von Restauratoren dieser Fachrichtung bearbeitet.

Aufgrund dieser Bandbreite an Objekten ergeben sich zahlreiche Überschneidungen mit Arbeitsinhalten anderer Fachgruppen des VDR.

Gefasstes Pokalfutteral aus Leder, Holz, Metall und Farbmittel, 18. Jh.
© Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, Foto: Lisa Masen.
Gefasstes Pokalfutteral aus Leder, Holz, Metall und Farbmittel, 18. Jh. © Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, Foto: Lisa Masen.

Über die Fachgruppe

Die Fachgruppe befasst sich mit der Restaurierung und Konservierung eines der ältesten Werkstoffe des Menschen – Leder, der durch chemische Behandlung und mechanische Bearbeitung haltbar gemachten Haut. In das Tätigkeitsfeld gehören ferner der Pelz, bei dem das Haarkleid noch erhalten ist, sowie die ungegerbte, getrocknete Haut ohne oder mit Haaren (Haut/Pergament oder Fell) bzw. Federn (Balg). Nicht zuletzt fallen darunter auch die modernen Kunstlederarten, die aus verschiedenen, teils synthetischen Grundsubstanzen bestehen können.

Modell eines Caribou-Inuit-Kajaks aus Rohhaut, Tiersehne und Holz, 2. Hälfte 19. Jh.
© Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, Foto: Carolin Breckle.
Modell eines Caribou-Inuit-Kajaks aus Rohhaut, Tiersehne und Holz, 2. Hälfte 19. Jh. © Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, Foto: Carolin Breckle.

Die Beispiele für Objekte rein aus oder mit im Verbund verarbeitetem Leder und artverwandten Materialien sind äußerst vielfältig und finden sich in den verschiedensten Gebieten, die von der Kunst, Raumausstattung oder Kleidung bis hin zu archäologischen, ethnologischen und naturkundlichen Objekten, Bucheinbänden oder technischem Kulturgut reichen. Entsprechend zahlreich sind auch Überschneidungen mit anderen restauratorischen Vertiefungen, wie Textilien oder polychrome Kunstwerke, in denen die Materialgruppe etwa als Bildträger Verwendung findet.

In Deutschland gibt es für das Arbeitsgebiet keine eigene Ausbildung. Es ist regelmäßiger Bestandteil der Lehre und/oder mögliche Spezialisierung verschiedener Studiengänge, wie „Moderne Materialien und Technisches Kulturgut (MMTK)“ an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin oder „Gemälde, Skulptur, Moderne Kunst (GSM)“ an der Technischen Hochschule Köln.

Analyse zweier archäologischer Lederreste aus dem 10. – 8. Jh. v. Chr. (Gesamtansichten oben) unter dem Auflicht- (unten links) und Rasterelektronenmikroskop (unten rechts). Eine massenspektrometrische Untersuchung erlaubte hier die Bestimmung von Rindsleder (Bos taurus L.).
© Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie Mannheim, Fotos: Sylvia Mitschke.
Analyse zweier archäologischer Lederreste aus dem 10. – 8. Jh. v. Chr. (Gesamtansichten oben) unter dem Auflicht- (unten links) und Rasterelektronenmikroskop (unten rechts). Eine massenspektrometrische Untersuchung erlaubte hier die Bestimmung von Rindsleder (Bos taurus L.). © Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie Mannheim, Fotos: Sylvia Mitschke.

Leder und artverwandte Materialien reagieren, gerade im gealterten oder auch überpflegtem Zustand, extrem empfindlich auf äußere Einflüsse und bedürfen daher vor einer Restaurierung einer fundierten Bestandsaufnahme. So erfolgt etwa die Bestimmung des verwendeten Rohstoffs in der Regel konventionell vergleichend oder aber vermittels spezieller, zum Beispiel massenspektrometrischer Methoden (ZooMS bzw. MALDI-TOF). Eine wichtige Kenngröße zur Maßnahmenplanung ist auch die Messung der Schrumpfungstemperatur zur Ermittlung der hydrothermalen Stabilität des Materials.

Messung der Schrumpfungstemperatur an Fasern aus der hautbespannten Sitzfläche eines äthiopischen Pferdesattels des beginnenden 20. Jhs (Maßeinheit: Millimeter). Bestimmt wird die Temperatur, bei der zwei oder mehrere Fasern gleichzeitig und anhaltend schrumpfen. Die hier gemessenen Werte verweisen auf den fortgeschrittenen Abbaugrad des Materials.
© Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, Fotos: Mareike Mehlis.
Messung der Schrumpfungstemperatur an Fasern aus der hautbespannten Sitzfläche eines äthiopischen Pferdesattels des beginnenden 20. Jhs (Maßeinheit: Millimeter). Bestimmt wird die Temperatur, bei der zwei oder mehrere Fasern gleichzeitig und anhaltend schrumpfen. Die hier gemessenen Werte verweisen auf den fortgeschrittenen Abbaugrad des Materials. © Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, Fotos: Mareike Mehlis.

Die Fachgruppe „Leder und artverwandte Materialien“ ist derzeit inaktiv, versteht sich aber grundsätzlich als Plattform zum Informationsaustausch sowie als Ansprechpartnerin für die interessierte Öffentlichkeit.

Wünschenswert wäre, künftig wieder im Rahmen eigener Tagungen, Workshops und Exkursionen die Möglichkeit zu bieten, neue Erkenntnisse weiter zu geben sowie verschiedene Konservierungsansätze und -methoden zu diskutieren.

Bei Interesse an der aktiven Mitarbeit als SprecherIn dieser Fachgruppe wenden Sie sich bitte an die VDR-Geschäftsstelle.

Fachgruppensprecher

Katharina Mackert

Vertretung

Die Fachgruppe Leder und artverwandte Materialien ist derzeit inaktiv.
Für Anfragen steht Ihnen Katharina Mackert dennoch gerne zur Verfügung.

Textilrestaurierung
Wilhelmsplatz 4
53111 Bonn