Geförderte Projekte 2012 im Rahmen des Programms „Förderung der Bildenden Kunst in Nordrhein-Westfalen – Restaurierungsprogramm Bildende Kunst“ des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport.

5 Werke von Max Pechstein, Christian Rohlfs, Wolf Vostell und Alexander Kobzdei | Kunstmusem Bochum

Das Kunstmuseum Bochum zeigt seit der umfassenden Präsentation der eigenen Sammlung im Jahr 2010 ("Der Traum I Motiv und Metapher") bedeutende Bereiche der Sammlung in thematischen Ausstellungen. Die Gemälde, graphischen Blätter und Skulpturen des deutschen Expressionismus bilden dabei einen Ausstellungs-und Sammlungsschwerpunkt von herausragender Qualität. Insbesondere die Vermittlungsarbeit des Museums im Bereich Schule und Erwachsenenbildung ist auf den Sammlungskomplex "Expressionismus" ausgerichtet. Bislang konnten mit Eigenmitteln und mit Unterstützung des Landes NRW in den Jahren 2008-2010 wichtige expressionistische Gemälde restauriert und in einen ausstellungsfähigen Zustand gebracht werden.

Im Programmjahr 2012 wird nun unter anderem die Restaurierung zweier Gemälde von Pechstein und Rohlfs, gefördert, die diesen Sammlungsbestand auf bedeutende Weise komplettieren.

Bei dem „Paar“ von Pechstein ist, neben weiteren Maßnahmen, die Abnahme des fleckigen, vergilbten und nicht ursprünglichen Firnisses vorgesehen.

Die pastose Ölmalerei des Gemäldes „Erlinger See“ von Christian Rohlfs wurde mit einem Spachtel und verschieden breiten Pinseln ausgeführt. Im heutigen Zustand weist das Gemälde über die ganze Fläche verteilt kleine Fehlstellen und Malschichtabhebungen auf. Hauptaugenmerk der Maßnahmen liegt daher in der Konsolidierung der Malschicht.

Karl Junker: 16 gefasste hölzerne Stelen, um 1900 | Junkerhaus Lemgo

Das Junkerhaus in Lemgo ist das Hauptwerk des Künstlers Karl Junker (1850-1912). Das Haus wurde in den Jahren 1889 bis 1891 im Auftrag und nach Plänen des Künstlers erbaut. Bis zu seinem Tod hat er das Haus bewohnt und an seiner Ausgestaltung und Möblierung gearbeitet. Damit hat er ein einzigartiges Künstlerhaus und Gesamtkunstwerk geschaffen.

Gegenstand des Förderprojekts 2012 sind 16 gefasste hölzerne Stelen. Die Skulpturen aus Holz bilden einen eigenen wichtigen Komplex innerhalb des künstlerischen Werkes von Karl Junker. Es handelt sich um ausdrucksstarke Werke mit Gesichtern und halbplastisch herausgearbeiteten Figuren, aber auch rein ornamentalen, farblich gefassten Darstellungen. Zahlreiche Stelen konnten bislang im Museum Junkerhaus, Lemgo, noch nicht gezeigt werden, da vor der Präsentation restauratorische und konservatorische Maßnahmen erforderlich sind.

Mit Unterstützung durch das NRW-Förderprogramm werden die Stelen in einen konservatorisch-restauratorisch stabilen Zustand gebracht. Neben Schädlingsbekämpfung durch Behandlung mit inertem Gas, die an den meisten Objekten notwendig ist, zählen Holzfestigung, das Verleimen von Rissen und die Ergänzung abgebrochener Ornamente zu den wesentlichen Maßnahmen.

Das Junkerhaus wird mittlerweile übrigens im fünften Jahr durch das Land NRW gefördert. Durch diese Folge wird ein wesentlicher Beitrag zum Substanzerhalt des bedeutenden Künstlerhauses und seines Inventars geleistet. Seit 2008 konnten insgesamt 90 Gemälde und 17 Skulpturen aus der Junkersammlung konserviert und restauriert werden.

Restaurierung von 15 Paramenten | Domschatzkammer Minden

Der Mindener Domschatz spiegelt die Bedeutung des Bistums Minden wider, das in Mittelalterlicher Zeit zu den wichtigsten politischen und kulturellen Zentren des Reiches gehörte. Er umfasst viele kostbare Objekte, die zu den hervorragenden Kunstwerken ihrer Zeit gehören und heute den Rang von internationalem Kulturgut haben. Im Zusammenhang mit anderen Werken des Domschatzes und den noch nicht ausgestellten Paramenten ergibt sich einer der bedeutendsten Kirchenschätze Deutschlands.

Angesichts der derzeit geringen Ausstellungsfläche, die die Präsentation nur eines Bruchteils der Sammlung in didaktisch unzeitgemäßer Form ermöglicht, soll die Domschatzkammer Minden umgebaut werden. Außerdem ist eine Umgestaltung unter Aspekten der präventiven Konservierung vorgesehen. Begleitet wird dieses Vorhaben durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt und das Fraunhofer WKI, Braunschweig.

Durch das NRW Förderprogramm werden in den Jahren 2012/2013 dringend notwendige Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen an 15 Paramenten ermöglicht, die im Rahmen der Neueröffnung sowie im Anschluss präsentiert werden sollen. Zu den typischen Schadensbildern zählen ganzflächige Schädigungen und Verschmutzungen der Gewebe, Fehlstellen und Risse in den Ärmelbereichen, partielle Schädigung von Stickereien. Neben der konservatorischen und restauratorischen Behandlung dieser Schäden ist jeweils auch die Anfertigung einer passgenauen Figurine vorgesehen, auf der das Objekt fachgerecht ausgestellt werden kann.

Negativmaterial aus den Nachlässen Steinert, Kurth und Weber | Museum Folkwang Essen

Mit dem Erwerb der von Otto Steinert geschaffenen Studiensammlung zur Geschichte der Fotografie im Jahr 1978 nahm die Fotografische Sammlung im Museum Folkwang ihren Anfang. Danach gelangte 1987 auch der Nachlass von Otto Steinert (1915-1978) an das Museum. Daran anschließend konnten in den Jahren 1987 und 1994 die Nachlässe von Helmuth Kurth (1893-1970) und Wolfgang Weber (1902-1985) für die Sammlung erworben werden.

Die Negative der Bestände stammen aus einer Zeit, in der beim Trägermaterial für Filmnegative der Übergang von Zellulosenitrat zu Zelluloseazetat stattfand. Dabei handelt es sich um Materialien, die auf verschiedene Weise und mit unterschiedlichen Gefährdungspotentialen altern.

Da sich Nitratfilm zu einem aggressiven, explosionsgefährlichen Zersetzungsprodukt abbaut, wodurch nicht nur die autokatalytische Zerstörung des jeweiligen Films selbst, sondern auch die aller Fotomaterialien in seiner Nachbarschaft gefördert wird, müssen die Nitratfilm-Negative schnellstmöglich identifiziert und separiert werden.

Der alterungsbedingte Zersetzungsprozess von Azetatfilm verläuft demgegenüber weniger progressiv und produziert ein vergleichsweise geringeres Gefahrenpotential für gemeinsam mit ihm eingelagerte, andersartige Filmmaterialien. Jedoch gibt es auch für Azetatfilm einen Grad der autokatalytischen Zersetzung, mit dessen Erreichen eine danach sehr schnelle Zerstörung nicht mehr aufzuhalten ist. Durch eine spezifische Verpackung und Lagerung können die Alterung erheblich verlangsamt und das Erreichen des kritischen Punktes sehr lange verzögert werden.

Gegenstand der Förderung durch das NRW Restaurierungsprogramm in den Jahren 2012/2013 sind Materialidentifizierung und Zustandsbeurteilung der Negative (vgl. Abb. 1 und 2), die gleichzeitige Digitalisierung ausgewählter repräsentativer Serien/ Reportagen aus den Beständen sowie das fachgerechte Umlagern und  sichere Deponieren des Materials(Abb. 3).

Farbige Kreidezeichnungen aus dem Nachlass des Künstlers Walter Ophey | Museum Kunstpalast, Düsseldorf

Das Museum Kunstpalast besitzt mit dem künstlerischen Nachlass von Walter Ophey (1882-1930) ein einzigartiges Zeugnis der rheinischen Moderne. Das Konvolut, das die Stadt Düsseldorf im Jahr 1953 von der Witwe des Künstlers erwarb, umfasst 117 Gemälde und ca. 3.000 Arbeiten auf Papier. Es dokumentiert Werke aus allen Schaffensphasen des Künstlers und bildet die größte geschlossene Sammlung seiner Arbeiten.

 

Ganz außergewöhnlich sind seine ausdrucksvollen, farbigen Zeichnungen, die häufig Motive aus der Umgebung von Düsseldorf oder Landschaften des Rheinlandes zum Thema haben.

Hierbei entwickelte Ophey einen individuellen und einzigartigen Zeichenstil, der zu seinem Markenzeichen wurde; er verzichtete auf jegliche Schraffur oder Binnenzeichnung und konzentrierte sich auf die Wiedergabe der Konturen.

Ein Teil dieser Arbeiten, der Gegenstand der Förderung durch das Land NRW in den Jahren 2012-2014 ist, zeichnet sich durch originale Montierungen des Künstlers aus, die in ihrer Farbigkeit stets auf die Zeichnungen abgestimmt sind. Mit der Montage verstärkte Ophey gewisse Farbeffekte der Zeichnungen, indem er beispielsweise grünes oder anthrazitfarbenes Tonpapier als Untersatz wählte.

 

Da die Wahl der Papiere offensichtlich nach ästhetischen und nicht nach konservatorischen Aspekten erfolgte, weisen zahlreiche Blätter typische Schadensbilder auf: Spannungsrisse aufgrund unterschiedlicher Dimensionsveränderungen von Primär- und Sekundärträger, Montageschäden in Form von Schrumpfungen und Deformationen im Klebebereich.

 

Ziel des Projekts ist es, eine repräsentative Auswahl montierter Zeichnungen aus dem Nachlass konservatorisch und restauratorisch so zu behandeln, dass zum einen die originale Montage und damit die Besonderheit der vom Künstler gewählten Präsentation auf Dauer erhalten bleibt, zum anderen aber auch verhindert wird, dass die Zeichnungen durch die stark säurehaltigen Sekundärträger und die unterschiedliche Spannung der Papiere Schaden nehmen.

Meister des Kirchsahrer Altars: Triptychon mit Christus am Kreuz und Heiligen | Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud

Der Meister des Kirchsahrer Altars, benannt nach einem Passionsaltar in der Pfarrkirche zu Kirchsahr (Eifel) ist als Nachfolger des Älteren Sippenmeisters ein Hauptvertreter des "Schönen Stils" in Köln. Neuere Forschungen lassen erkennen, dass der Künstler auch als Buchmaler bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts tätig war. Im Wallraf bildet sein Triptychon daher, zusammen mit den Tafeln des Meisters von Sankt Laurenz, das wichtigste Bindeglied zwischen dem "Schönen Stil" und den Werken Stefan Lochners.

Anders als viele andere Altarbilder des Spätmittelalters ist das Triptychon mit einer beachtlichen Größe von zwei Metern Breite und seinem prominenten Heiligenprogramm vollständig – sogar inklusive der originalen Rahmung – erhalten.

Die materielle Substanz des Retabels befindet sich jedoch in einem höchst fragilen Zustand, der nicht nur die Gefahr weiterer Verluste birgt, sondern auch in ästhetischer Hinsicht der Qualität und Bedeutung des Werkes nicht mehr gerecht wird: Zu den typischen Schadensbildern zählen zahlreiche Bildschichtlockerungen, die in Form dachförmig aufstehender Schollen sichtbar sind.

Die seit langem nurmehr eingeschränkte Wahrnehmbarkeit der malerischen Qualität, die nicht zuletzt auf frühere Aufbewahrungsbedingungen und historische Restaurierungsmaßnahmen zurückzuführen ist, beeinflusst das Gesamterscheinungsbild stark. Hinzu kommt die erhebliche Fragilität der Konstruktion; die gedünnte, parkettierte Mitteltafel ist gerissen. Hier und an den Flügeln haben sich außerdem die Leimfugen geöffnet. (Abb.3)

Neben der konservatorischen Dringlichkeit der Behandlung der genannten Schäden sind hinsichtlich der Konstruktion und des ursprünglichen Bestands die Ergebnisse der kürzlich abgeschlossenen technologischen Untersuchung des Triptychons von besonderem Interesse. Sie ergaben, dass im Verlauf der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Vertauschen der Flügeltafeln stattgefunden hat. Vorbehaltlich der technischen Machbarkeit und in Abwägung restaurierungsethischer Prinzipien könnte die notwendige umfassende Restaurierung, die in den Jahren 2012/2013 mit Mitteln aus dem NRW Restaurierungsprogramm Bildende Kunst unterstützt wird, die Rückführung des Retabels in seine ursprüngliche Form beinhalten und damit nicht nur bestands- und qualitätssichernden Charakter haben, sondern die Lesbarkeit und das Verständnis des Originals maßgeblich verbessern und erweitern.

Arnold Colyns: Gemäldezyklus, 1582 | Kölnisches Stadtmuseum

Das Kölnische Stadtmuseum bewahrt knapp 300.000 Objekte zur über 2000jährigen Kölner und Rheinischen Kultur und Geschichte auf. Einem historischen Museum entsprechend sind die Bestände sehr heterogen. Besonders bemerkenswert sind profane Historienbilder der Frühen Neuzeit, die bedeutende Persönlichkeiten der Stadt- und Landesgeschichte zeigen und Gründungsmythen der Stadt Köln zum Thema haben.

In dieser Gruppe nimmt der große, von Arnold Colyns 1582 geschaffene Gemäldezyklus eine regional, aber auch international herausragende Stellung ein. Der Zyklus zeigt eine Verherrlichung der kriegerischen Taten des Kölner Bürgerheeres, dessen Aufstellung nach Zünften organisiert war. Von den acht monumentalen Historiengemälden sind nur noch fünf erhalten. Drei gelten als verschollen. Alle Gemälde sind in einem restaurierungsbedürftigen Zustand; neben den hochglänzenden vergilbten Firnisschichtungen fallen handwerklich grobe Überarbeitungen und klaffend aufgebrochene Risse sowie teilweise abgelöste historische Leinwandintarsien ins Auge. Alle Gemälde durchliefen in der Vergangenheit undokumentierte Bearbeitungen in mehreren Phasen, die als Ursache für die meisten heute vorliegenden Schäden und Phänomene angesehen werden.

Mit Unterstützung durch das NRW Restaurierungsprogramm Bildende Kunst werden die fünf Gemälde in den Jahren 2012 – 2014 umfassend restauriert. Zu den durchzuführenden Maßnahmen zählen das Entfernen alter Flicken und Kittungen sowie zwangsläufig die Reduzierung bzw. Abnahme von Firnisschichten, Übermalungen und Retuschen. Neben weiteren Maßnahmen müssen die textilen Bildträger konsolidiert und sämtliche Fehstellen in der Bildschicht wieder geschlossen werden.

Fünf Gemälde und eine Skulptur | Leopold-Hoesch-Museum und Papiermuseum Düren

Die Sammlungen des Leopold-Hoesch-Museums & Papiermuseums Düren bestehen vorrangig aus Malerei und Objekten sowie aus einem umfangreichen Bestand an Arbeiten auf Papier und umfassenden Grafikkonvoluten aus dem 17. bis 21. Jahrhundert. Hinzu kommen zahlreiche archäologische, kulturhistorische und mit der sogenannten Schillingssammlung ethnologische bzw. wissenschaftshistorische Objekte. Zu den Schwerpunkten der Kunstsammlung, die nach kriegsbedingtem Verlust der Vorkriegsbestände vor allem durch wesentliche Erwerbungen des Museumsvereins entstanden ist, zählen Werke des Deutschen Expressionismus, der Neuen Sachlichkeit und der Abstraktion.

Die zur Restaurierung ausgewählten Werke von Heinrich Maria Davringhausen und Ernst Wilhelm Nay (Günther-Peill-Stiftung) stammen aus der für die Entwicklung und Ausrichtung der Sammlungsbestände des Leopold-Hoesch-Museums wesentlichen Zeit der Nachkriegsmoderne, die zwischen den Polen der Figuration und der Abstraktion einen dritten Weg einzuschlagen versuchte. Das Mobile von Alexander Calder (Abb. 1-3) ist eines der wenigen skulpturalen Arbeiten eines Künstlers von internationaler Bedeutung, über die das Museum verfügt. Die Arbeit von Kuno Gonschior (Hubertus Schoeller Stiftung) ist ein wichtiges Beispiel für das künstlerische Bemühen, innerhalb der zerebral orientierten Konkreten Kunst eine malerische Position zu etablieren. Bei den ausgewählten Arbeiten handelt es sich um zentrale Werke der Sammlung, die zu Projektbeginn stark restaurierungsbedürftig sind. Um sie in einen konservatorisch unbedenklichen Zustand zu bringen und für Ausstellungszwecke wieder verfügbar zu machen, werden die Objekte mit Unterstützung durch das NRW Restaurierungsprogramm Bildende Kunst konserviert und restauriert.

Vor Maßnahmenbeginn wies beispielsweise das Mobile von Calder neben einer stark verschmutzten Oberfläche korrodierte Bereiche und verbogene Metallelemente auf. (Abb.2 und 3). Zu den durchgeführten Maßnahmen zählen die Reinigung der Oberfläche, das Entfernen von Deformationen sowie die Retusche mit einem geeigneten Medium.

Adi Litiana Maopa: Raumteiler aus Fiji, aus Rindenbaststoff, um 1892 | Rautenstrauch-Joest-Museum, Köln - Kulturen der Welt

In Nordrhein-Westfalen nimmt das Rautenstrauch-Joest-Museum bis heute eine Sonderstellung ein: Als einzige öffentliche Institution ihrer Art widmet sich das Haus seit nunmehr über einhundert Jahren mit einem breit gefächerten Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm der Vermittlung von Aspekten außereuropäischer Geschichte, Kultur und Kunst. 

Die Ozeaniensammlung stellt quantitativ den größten Teil der Objektbestände des Rautenstrauch-Joest-Museums dar. Einige der Sammlungsobjekte sind von überragender Qualität und Bedeutung. Da Rindenbaststoffe konservatorisch schwierig ausstell bar sind, sucht man in vielen musealen Dauerausstellungen vergebens nach ihnen. Extrem selten und daher besonders kostbar sind alte, große Raumteiler, die aufgrund ihrer schieren Größe zudem eine besondere Herausforderung darstellen.

Gegenstand des NRW Restaurierungsprogramms Bildende Kunst ist ein Raumteiler aus Fiji von 1892. Dieser besonders bedeutende Raumteiler aus Rindenbaststoff mit den Maßen 7,28 x 8,32 cm wurde durch die Ehefrau von Ratu Joni Madraiwiwi namens Adi Litiana Maopa, einer der wichtigsten politischen Akteurinnen der fijianischen Geschichte, selbst bemalt oder zumindest in Auftrag gegeben. Das höchstfragile Objekt wurde im Rahmen einer Diplomarbeit (Ivonne Geisler [2005]: Ein polychromes Tapa aus Fiji. Untersuchung - Restaurierung - Deponierung“, Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft, Köln) eingehend untersucht und bereits ersten dringenden Maßnahmen unterzogen. Aufgrund des anstehenden Sammlungsumzuges vom Alt- in den Neubau des Museums sowie mit Hinblick auf die Sonderausstellung „Tapa. Kunstwerke und Identitäten in Ozeanien“, die von Herbst 2013 bis April 2014 im Rautenstrauch-Joest-Museum zu sehen sein wird, soll der Raumteiler umfassend konserviert und restauriert werden. Zu den Maßnahmen zählen die Reinigung des Textils, das Entfernen einer objektschädigenden Hängevorrichtung sowie die Sicherung und das Schließen von Schad- und Fehlstellen. Im Rahmen des Projekts arbeiten Textilrestauratoren in enger interdisziplinarischer Zusammenarbeit mit Gemälderestauratoren.

16 Gemälde und 3 Skulpturen von Mitgliedern der Begas-Familie | Begas-Haus, Heinsberg

Nach mehr als 60 Jahren erfolgreicher Ausstellungstätigkeit steht das im "Torbogenhaus" beheimatete ehemalige Kreismuseum Heinsberg vor einem grundlegenden Neuanfang. Mit Beginn der Umbau- und Sanierungsarbeiten am benachbarten "Haus Lennartz" 2009 wurde ein innovatives Präsentationskonzept für die künftige Ausstellung in dem historischen Gebäudekomplex entwickelt. Künftiger Schwerpunkt wird die so umfangreiche wie bedeutende Sammlung zur Künstlerfamilie Begas werden, die dem Museum ein überregional einzigartiges Profil und einen neuen Namen gibt.

Insgesamt 16 Gemälde, 2 Gipstondi und eine Marmorskulptur, die von Mitgliedern der Begas-Familie geschaffen wurden, müssen für die Neupräsentation in einen konservatorisch stabilen Zustand gebracht werden; einzelne Werke sind zudem restaurierungsbedürftig. So müssen beispielsweise am Gemälde „Die Winzerfamilie“ (1850) von Carl Joseph Begas Bildschichtabhebungen niedergelegt und befestigt werden. Darüber hinaus sollen ältere Retuschen reduziert und verbessert sowie der Glanz stellenweise angepasst werden. An den beiden Gipstondi „Venus auf dem Taubenwagen“ und „Die Tränkung Amors“, beide 1867 von Reinhold Begas geschaffen, gilt es unter anderem, die in den 1980er Jahren aufgebrachten Doublierungsplatten aus beschichteter Holzfaser von der Rückseite zu entfernen. Bei dem „Venus“-Relief sind nämlich zahlreiche Risse zu erkennen, die im Zusammenhang mit der Doublierung stehen könnten.

Alle Werke, die in den Jahren 2012 und 2013 mit Unterstützung durch das NRW Restaurierungsprogramm konserviert und restauriert werden, sollen bei der Wiedereröffnung des Begas Hauses Ende 2013 fest in die neue Dauerausstellung integriert werden.

Konvolut Herbert Holzing "Krabat": 12 Originalillustrationen | Bilderbuchmuseum der Stadt Troisdorf

Im Jahr 2008 konnte die Stadt Troisdorf mit Hilfe finanzieller Unterstützung des Landes NRW und der Kulturstiftung der Länder den Nachlass des Illustrators Herbert Holzing (1931-2000) erwerben. Rund 260 Originalillustrationen von Herbert Holzing zu mehr als 30 Buchtiteln bewahrt seitdem das Museum Burg Wissem und ist damit im Besitz eines Oeuvre, welches eine ganz eigenständige und eigenwillige Position innerhalb der Illustrationskunst belegt.

Das wohl bekannteste Werk, welches Herbert Holzing illustrierte, ist Otfried Preußlers Roman "Krabat" von 1971. Dieser Roman, der den Deutschen Jugendbuchpreis und mehrere ausländische Auszeichnungen erhielt, fesselt noch heute junge wie alte Leser. Er erschien 1971 als gebundene Ausgabe im Arena Verlag und wird seit 1981 vom Thienemann Verlag verlegt. "Krabat" wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt und hat nicht zuletzt durch seine Verfilmungen große Bekanntheit erlangt. Von diesen bekannten Krabat-Illustrationen Holzings für die Standardausgabe von 1971 besitzt das Museum Burg Wissem insgesamt vier Originalillustrationen aus dem Innenteil, sechs Originalentwürfe für den Schutzumschlag, ein Layout für Vor- und Nachsatz, einen Kunstdruck sowie eine nicht gedruckte Originalillustration. Alle Objekte aus dem Krabat-Konvolut von 1971 -mit Ausnahme des Kunstdrucks -zeigen konservatorische Schäden. Die Illustrationen weisen Verschmutzungen auf, an einigen Rückseiten der Kartons haften Klebestreifen und Kleberrückstände, ferner sind einzelne Kartonecken stark bestoßen (Abb. 2). Zudem findet man in den Titel-Entwürfen Folien-Verluste und Hohlstellen unterhalb der Folie vor. Um gewährleisten zu können, dass auch in Zukunft diese wertvollen Illustrationen Herbert Holzings zu dem weltbekannten "Krabat"-Roman einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden können, bedarf es dringend erforderlicher Restaurierungsmaßnahmen.

Mit Unterstützung durch das Restaurierungsprogramm Bildende Kunst des Landes Nordrhein-Westfalen werden die Illustrationen im Jahr 2012 konserviert und restauriert. Sie werden unter anderem trocken gereinigt, Deformationen und Knicke werden reduziert sowie Risse geschlossen. Darüber hinaus sind Arbeitsschritte wie die Festigung von Oberflächenverletzungen und die Abnahme bzw. Reduzierung von konservatorisch ungeeigneten Klebstoffen vorgesehen.

Gemälde, Grafiken und Zierrahmen des Künstlers Will Küpper | Will-Küpper-Sammlung der Stadt Brühl

Die Will-Küpper-Sammlung der Stadt Brühl entstand nach dem Tod der Künstlerwitwe Käte Küpper im Jahr 2000. Der Nachlass umfasst 98 Ölgemälde und 1194 Grafiken. Testamentarisch wurde verfügt, dass die Kunstwerke der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, kunsthistorisch aufgearbeitet und restauriert werden müssen.

Mit Unterstützung durch das NRW Restaurierungsprogramm Bildende Kunst konnten in den Jahren 2008 bis 2011 acht Zierrahmen und 29 Gemälde des Künstlers restauriert werden.

Bei vielen Gemälden, wie bei „Bajazzo“, 1947 (s. Abb. 1), das in diesem Jahr neben anderen Werken Gegenstand der Förderung ist, wurden die textilen Bildträger vom Künstler selbst auf eine starre Hartfaserplatte geklebt. Ein typisches Schadensbild bei Objekten dieses Aufbaus ist die Ablösung der Leinwand  – meist in den Eckbereichen - von ihrem starren Untergrund (Abb. 2). Diese ist auf eine schlechte Haftung zwischen den beiden Trägern zurückzuführen. Dass Küpper seine Werke häufig – auch Jahre nach der Entstehung – noch selbst überarbeitet hat, erschwert bei konservatorischen und restauratorischen Maßnahmen die Unterscheidung von Originalem und Restaurierungen oder Schäden. So ist es bei „Bajazzo“ fraglich, ob eine auffallend matte Stelle in der Bildmitte (Abb. 3) auf die Hand des Künstlers zurückzuführen ist, oder ob es sich hierbei um eine spätere Zutat handelt. Unterschiedliche naturwissenschaftliche Analysemethoden helfen bei der Untersuchung des technologischen Befunds.

Friedensfahne der Stadt Münster zum 24. Oktober 1648 | LWL-Landesmuseum Münster

Die Friedensfahne ist eines der bedeutenden, zeitgenössischen und authentischen Denkmäler zum Westfälischen Frieden und gibt wertvollen Aufschluss über das Friedensverständnis der Augenzeugen in Münster. In der neuen Schausammlung des LWL-Landesmuseums soll sie als ein spektakuläres und attraktives Objekt in der für den Westfälischen Frieden vorgesehenen Abteilung gezeigt werden. Bei einer Restaurierung 1913 im Amalienstift Dessau ist die Fahne - ein einfaches Fahnenblatt, zusammengesetzt aus mehreren unterschiedlich gefärbten, wohl leinwandbindigen Seidengeweben - in ein Netz eingenäht und in einen Holzrahmen eingespannt worden. Das Seidengewebe ist spröde und brüchig, die Farbigkeit teils verblasst. Fehlstellen und Verluste sind über die ganze Fläche verteilt, besonders gravierend aber am oberen und unteren Rand sowie an der rechten Seite, wo die Fahne an die Stange angenagelt war. Kleinere Schäden wurden darüber hinaus durch das Netz verursacht.

Im Rahmen des Restaurierungsprogramms Bildende Kunst des Landes Nordrhein-Westfalen wird die Fahne konserviert und restauriert. Neben anderen Maßnahmen soll hierbei das bei der letzten Restaurierung angebrachte Netz entfernt werden, da es weitere Schäden hervorrufen könnte. Außerdem soll das Gewebe gereinigt und geglättet sowie mit einem farblich angepassten seidenen Stützgewebe unterlegt werden. Für die spätere museale Präsentation wird ein Trägertableau aus säurefreiem Wabenkarton mit weicher textiler Auflage und Seidenbezug angefertigt.

Johann Wilhelm Pottgießer: Sieben Kinder einer Kaufmannsfamilie, dat. 1678 | LWL-Landesmuseum Münster

Johann Wilhelm Pottgießer (geboren 1637, gestorben zwischen 1683 und 1690) war neben Johannes Hulsmann d. J. der bedeutendste Maler Kölns im 17. Jahrhundert. Als Porträtist und Maler religiöser Themen steht er in der Tradition der flämischen Barockmalerei, die in ihren Bildfindungen wesentlich durch Peter Paul Rubens geprägt wurde.

 Bei dem Großformat handelt es sich um eine sehr qualitätvolle Malerei, die in ihrem heutigen Zustand durch Schichtentrennung im Bildgefüge stark gefährdet ist. Das Gemälde liegt trotz seiner Größe und seines Alters in einem bislang nicht- doublierten Zustand vor. Ungeachtet einer kleineren Durchstoßung in der rechten Bildhälfte befindet sich der Bildträger inklusive seiner Spannränder in einem bemerkenswert guten Zustand. Die heute vorliegende konservatorische Hauptproblematik wird vor allem durch einen flächig erfolgten Rückseitenanstrich des Bildträgers mit Leim bewirkt. Ehemals diente dieser vermutlich als Festigungsmaßnahme, in der weiteren Folge führte er jedoch zu Ablösungen und zu erheblichen Schüsselbildungen in der Malschicht. Des Weiteren lassen sich Retuschen und unpassende Kittungen von der Malschichtoberfläche ablesen. Beide Formen von älteren Ausbesserungen haben einen blockierenden Effekt auf die umgebende Malschicht und führen ihrerseits zu Ablösungen.  Vorhandene Firnisüberzüge weisen erhebliche Alterungserscheinungen wie Verbräunungen, Mattierungen und Kratzspuren auf, die die Lesbarkeit des Bildmotives neben der ohnehin sehr unruhigen Malschichtoberfläche zusätzlich erschweren.

In erster Linie ist die Substanz des Gemäldes zu sichern. Die Fehlstellen in der Leinwand müssen geschlossen, die aufstehenden Malschichtschollen niedergelegt und wieder befestigt werden. Außerdem soll der Firnis abgenommen werden. Neben zahlreichen weiteren kleinen Maßnahmen ist das Kitten und Retuschieren sämtlicher Fehlstellen in der Bildschicht vorgesehen.

52 Gemälde von Josef Albers | Josef Albers Museum, Bottrop

Das Josef Albers Museum verfügt weltweit über die größte Sammlung von Werken des Künstlers, die auch öffentlich gezeigt wird. Die Sammlung ging aus Schenkungen von Josef Albers, der Witwe Anni Albers und der Josef und Anni Albers Foundation an die Stadt Bottrop hervor. Die Gründung des Museums war im Jahr 1983, seit dieser Zeit wird das Andenken des Künstlers im Josef Albers Museum durch ein umfassendes Ausstellungsprogramm und zahlreiche Angebote in der Kunstvermittlung für Schulklassen sowie Erwachsene gepflegt und gewürdigt.

Gegenstand der Förderung durch das NRW Restaurierungsprogramm sind 52 Gemälde des Künstlers. Die Erhaltungszustände der Werke sind sehr unterschiedlich und reichen von sehr kleinen Schäden oder leichten Verschmutzungen über Kratzer, kleine Ausbrüche und unstimmige Retuschen bis hin zu größeren Malschichtbereichen mit mangelnder Haftung zum Untergrund, die gefestigt und niedergelegt werden müssen.

9 Gemälde und 6 kinetische Objekte | Kunstmuseum Gelsenkirchen

Die Sammlung des Kunstmuseums Gelsenkirchen umfasst im Wesentlichen Kunst seit Ende des 19. Jahrhunderts bis heute. Da sie erst seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts neu aufgebaut wurde, erhebt sie nicht den Anspruch auf eine lückenlose Dokumentation oder einen vollständigen historischen Überblick aller Kunstströmungen des 20. Jahrhunderts. Vielmehr werden in drei Schwerpunkten ausgewählte Aspekte dieser Kunstepoche besonders herausgestellt.

Der erste Schwerpunkt widmet sich der Malerei vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis heute und hat vor allem den deutschen Impressionismus und besonders den Expressionismus zum Inhalt. Der zweite Sammlungsschwerpunkt kreist um das Werk von Anton Stankowski, von dem das Museum einen größeren Werkkomplex bestehend aus Malerei, Graphik und Fotografie besitzt. Den dritten Sammlungsschwerpunkt des Hauses bildet die Kinetik. Ausgehend von der Op Art der 60er Jahre als Vorläufer werden unterschiedliche kinetische Kunstwerke, darunter auch Licht-, Klang-und Windobjekte, von den 60er Jahren bis heute, gezeigt.

Der Fokus der im NRW Restaurierungsprogramm geförderten Maßnahmen liegt auf den Arbeiten aus dem Bereich der Kinetik. Diese Objekte bedürfen aufgrund ihrer elektrischen oder elektronischen Bauteile bzw. wegen ihrer Bewegungsabläufe eines speziellen konservatorischen Aufwands. In vielen Fällen liegt weder eine Dokumentation des Aufbaus noch der Funktion vor. Aus diesem Grund ist zusätzlich zu der herkömmlichen Dokumentation der Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten eine Ersterfassung der Funktion in digitaler Form vorgesehen. Außerdem nimmt die Recherche einen grundlegenden Stellenwert ein. Sie ist zur nachhaltigen Bearbeitung der Objekte unabdingbar, da kinetische Objekte wegen des Betriebs ständigem Verschleiß unterliegen, die Funktion jedoch untrennbar mit der Aussage des Werkes verknüpft ist. Viele der von den Künstlern verwendeten Bauteile sind nicht mehr erhältlich; hier gilt es, geeignete Alternativen zu finden oder den Gebrauch des Werkes so einzuschränken, dass ein möglichst langfristiger Erhalt gewährleistet ist.