Workshop „Polsterkonservierung“ – Dokumentation und Erhaltung historischer Polsterungen

Im Zeitraum vom 27. bis 30. August 2026 widmeten sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Residenzschloss Ludwigsburg dem Thema „Polsterkonservierung“. Der Workshop bot eine kompakte, praxisnahe Einführung. Zentrale Inhalte bildeten die […]

Im Zeitraum vom 27. bis 30. August 2026 widmeten sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Residenzschloss Ludwigsburg dem Thema „Polsterkonservierung“. Der Workshop bot eine kompakte, praxisnahe Einführung. Zentrale Inhalte bildeten die Entwicklung des Polsterhandwerks, Materialien und Techniken, Untersuchung und Dokumentation sowie Konzepte der Konservierung und Restaurierung.

Ziel war unter anderem, die Hemmschwelle zu senken und zu zeigen, dass auch ohne spezielle Polsterlehre wichtige Einsichten in die Konstruktion und Geschichte eines gepolsterten Objekts möglich sind.

 

Ein Bericht von Nadine Kilchhofer

Untersuchung mit dem Endoskop. Foto: N.Kilchhofer, 20025
Untersuchung mit dem Endoskop. Foto: N.Kilchhofer, 20025
Workshopwegweiser im Schloss. Foto: N.Kilchhofer, 2025
Workshopwegweiser im Schloss. Foto: N.Kilchhofer, 2025

Drei Tage, drei Schwerpunkte

Die 15 Teilnehmer:innen kamen mit ganz unterschiedlichen Vorkenntnissen – einige brachten bereits Erfahrungen mit Polsterungen mit, doch die meisten hatten bisher kaum Berührung mit jener verborgenen Schicht zwischen Holzrahmen und Bezugsstoff.

Das Handwerk, die Materialien und Techniken

Zum Einstieg warfen wir deshalb am ersten Tag einen Blick in die Geschichte: Wie haben sich Polsterungen im Lauf der Zeit entwickelt? Welche Techniken tauchten wann und wo erstmals auf? Und ganz ehrlich – wer hat vorher schon mal auf Gemälden auf die Form von Polsterungen geachtet?

Anschließend machten wir uns mit den Materialien vertraut, die in einem sogenannten traditionellen Polster zum Einsatz kommen, und lernten einige grundlegende Varianten des Polsteraufbaus kennen.

Mit diesem neuen Vokabular und den Bildern im Kopf konnten wir schließlich direkt an originalen Polstermöbeln der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg (SSG) nachvollziehen, wie all das in der Realität aussieht – und wie viel sich an einem Objekt ablesen lässt, wenn man weiß, worauf man achten kann.

Untersuchung und Dokumentation. Foto: A. Ventelä, 2025
Untersuchung und Dokumentation. Foto: A. Ventelä, 2025
Gemeinsam Konservierungskonzepte entwickeln. Foto: A. Ventelä, 2025
Gemeinsam Konservierungskonzepte entwickeln. Foto: A. Ventelä, 2025

Untersuchung und Dokumentation

Am zweiten Tag lernten wir gemeinsam verschiedene Möglichkeiten kennen, wie sich Polsterungen untersuchen lassen – mit besonderem Fokus auf den zerstörungsfreien Methoden. Dabei ist es schön zu sehen, wie viele Informationen sich bereits gewinnen lassen, ohne auch nur einen einzigen Nagel zu lösen.

Im Anschluss stand die Dokumentation im Mittelpunkt – ein entscheidender Schritt, denn die Fülle an Beobachtungen muss nicht nur festgehalten, sondern auch sinnvoll strukturiert werden. Gerade bei Polsterungen ist das besonders wichtig, da sie nach einer Bearbeitung oft nicht mehr einsehbar sind.

Auch diesen Teil konnten wir praktisch vertiefen: An mehreren Objekten dokumentierten wir gemeinsam die Polsterung – sehr zur Freude unserer Gastgeberinnen, der dort arbeitenden Textilrestauratorinnen Anu-Susanna Ventelä und Kerstin Riepenhausen, die selbst neues über „ihre“ Möbel erfuhren. Je nach Erhaltungszustand der Stücke ließen sich die inneren Schichten dabei mal mehr, mal weniger gut einsehen – was die Herangehensweise umso spannender machte.

Im Verlauf der Untersuchungen wurde deutlich, wie viel sich aus einer Polsterung herauslesen lässt: Ob es sich um eine vollständige Neupolsterung handelt, ob noch originale Bestandteile erhalten geblieben sind – oder, was bei sehr alten Möbeln nur noch selten der Fall ist, ob tatsächlich noch alles im Originalzustand vorhanden ist.

Erst wenn eine solche Einordnung erfolgt ist, lässt sich sinnvoll entscheiden, welche konservatorischen oder restauratorischen Maßnahmen überhaupt in Frage kommen. Unser Thema des dritten Tages.

Konservierung und Restaurierung

Anhand verschiedener Beispiele lernten die Teilnehmenden, wie kreativ und vielseitig gerade im Bereich der Konservierung – also der reinen Erhaltung – gearbeitet werden kann. Mit traditionellem „Polstern“ hat das oft nur noch wenig zu tun – und genau das ist auch der Punkt. Denn bei museal genutzten Möbelstücken, auf denen nicht mehr gesessen wird, geht es in erster Linie darum, so viel wie möglich zu bewahren, ohne stark einzugreifen. Die ursprüngliche Sitzform wird in solchen Fällen meist nur optisch rekonstruiert – ein tatsächliches „Aufpolstern“ findet nicht statt.

Anders sieht es bei Objekten aus, die wieder genutzt werden sollen: Hier muss die Polsterung häufig stabilisiert oder funktional ergänzt werden. Doch auch in solchen Fällen kann der Erhalt historischer Substanz eine zentrale Rolle spielen – etwa durch den Einsatz alterungsbeständiger Materialien oder minimalinvasiver Techniken.

Mit diesem Überblick im Gepäck widmeten wir uns zum Abschluss noch einmal den Polstermöbeln aus Ludwigsburg. Für jedes Objekt entwickelten die Teilnehmenden ein individuelles Konservierungskonzept – und ließen dabei auch hin und wieder die Frage zu, wie es wohl wäre, wenn das eine oder andere Stück doch wieder in Gebrauch käme.

Bern, 15.9.2025, Nadine Kilchhofer

Diskussion und Erfahrungsaustausch. Foto: N.Kilchhofer, 2025
Diskussion und Erfahrungsaustausch. Foto: N.Kilchhofer, 2025