Bericht: Europäische Restauratorenverbände tagten in Prag

Am 7. April fand in Prag die jährliche Mitgliederversammlung von E.C.C.O statt, an der Julia Brandt als E.C.C.O Delegierte und Mitglied des E.C.C.O Vorstandes und Gisela Gulbins als Vizepräsidentin teilnahmen.
Abschlussfoto Symposium Prag 2025
Abschlussfoto Symposium Prag 2025

Nachbericht zum Symposium Specialisations: Trends and Challenges in Conservation-Restoration Education und der Mitgliederversammlung von E.C.C.O. in Prag 5.-7. April 2025

 

Am 7. April fand in Prag die jährliche Mitgliederversammlung von E.C.C.O. statt, an der Julia Brandt als E.C.C.O.-Delegierte und Mitglied des E.C.C.O.-Vorstandes und Gisela Gulbins als VDR-Vizepräsidentin teilnahmen.

Am Samstag, dem 5. April veranstalteten E.C.C.O. und EnCoRE ein gemeinsames Symposium zum Thema Fachrichtungen in der Konservierung-Restaurierung. Ziel des Symposiums war der Austausch zwischen Lehre und Praxis, um eine möglichst gute Vorbereitung der Studierenden auf das spätere Berufsleben zu ermöglichen. Im Zentrum standen die Fragen:

  • Welche Fachrichtungen werden gelehrt und wie sieht die Aufteilung später in der Praxis aus?
  • Welche Fachrichtungen fehlen?
  • Welche Fähigkeiten und Kompetenzen brauchen Absolvent:innen auf dem Arbeitsmarkt?

Gislea Gulbins und Julia Brandt hielten einen Vortrag zum Thema Generalists or specialists: education and professional demands in Germany’s Conservation-Restoration Sector. Aus Sicht einer Museumsrestauratorin und einer Restauratorin am Denkmalamt schilderten sie die Situation in Deutschland und gaben einen Überblick über die erforderlichen Fähigkeiten und Kompetenzen in ihrem jeweiligen Arbeitsbereich.

Julia Brandt und Gisela Gulbins vom VDR
Julia Brandt und Gisela Gulbins vom VDR
...hielten gemeinsam einen Vortrag.
...hielten gemeinsam einen Vortrag.

Das Symposium machte deutlich, dass die Herausforderungen in den europäischen Ländern durchaus ähnlich sind. Metall-, Glas und Textilrestaurator:innen fehlen nicht nur in Deutschland. In einigen europäischen Ländern erfordert die prekäre finanzielle Situation von vielen Kolleginnen und Kollegen auch außerhalb ihres Fachbereichs Aufträge anzunehmen. Besonders interessant war ein Vortrag aus Portugal, der die neue Gesetzesänderung von 2024 beleuchtete. Der Beruf ist dort seit letztem Oktober geschützt: Nur wer ein abgeschlossenes fünfjähriges Hochschulstudium hat, darf an Kulturgut arbeiten und auch nur im eigenen Fachbereich. Das Gesetz ist vorerst beschränkt auf die Arbeiten an geschützten Denkmälern. Im Anschluss an die Tagung führte Julia Brandt ein kurzes Interview mit den Kollegen aus Portugal und fragte unter anderem, wie dieser große Schritt in Portugal gelingen konnte.
Im Interview erzählen David Teves Reis und Luís Pereira vom portugiesischen Verband ARP, dass eine Petition schließlich den Durchbruch brachte. Der Verband argumentierte, dass es für den Erhalt des kulturellen Erbes essentiell sei, dass nur qualifizierte Fachkräfte Restaurierungen ausführen und planen. Die Petition bekam genug Unterschriften, damit das Parlament über den Vorschlag diskutieren musste. Doch erst eine Beschwerde beim Ombudsmann erzeugte schließlich den notwendigen Druck. Das Parlament forderte ARP schließlich auf, einen entsprechenden Entwurf für einen Gesetzestext vorzulegen, der dann ohne größere Änderungen verabschiedet wurde.

E.C.C.O. und ENCoRE bekräftigten zum Ende des Symposiums, die Zusammenarbeit und den Austausch in Zukunft weiter zu intensivieren und regelmäßig gemeinsame Symposien abzuhalten. Die Zusammenarbeit zwischen Lehre und Praxis ist auch eine der Forderungen des CHARTER Projektes.

Bei der Mitgliederversammlung am Montag waren der Abschluss des CHARTER Projektes und die Teilnahme am ECHOES Projekt zunächst wichtige Themen. Das CHARTER Projekt ist abgeschlossen und die zwölf Empfehlungen wurden veröffentlicht (CHARTER-Alliance_Recommendations_2024.pdf ). Diese sollen politischen Akteuren helfen, die richtigen Entscheidungen für eine nachhaltige Zukunft des Kulturerbesektors zu treffen. Dank des Einsatzes von E.C.C.O. und des VDR hatten die Restaurator:innen eine wichtige Stimme bei der Formulierung dieser Empfehlungen. Natürlich muss bedacht werden, dass es hier um den Sektor als Ganzes geht und diese nur eine unter mehreren Stimmen ist. Ähnliche Blue Print Projekte gab es in der Vergangenheit auch für andere Wirtschaftszweige wie beispielsweise die Automobilindustrie. Das nun auch der Kulturerbesektor in dieser Weise analysiert wurde, ist in jedem Fall ein Meilenstein.

Seit 2024 ist E.C.C.O. auch im ECHOES (European Cloud for Heritage Open Science) Projekt aktiv. Amalia Siatou aus Griechenland und Elis Marcal aus Portugal arbeiten in verschiedenen Arbeitsgruppen mit und vertreten erneut die Stimme der Konservierung-Restaurierung. Das Projekt hat zum Ziel eine internationale Cloud zu gestalten, in der 3D-Modelle von Kulturgütern hochgeladen werden können, die dann mit Informationen und Forschungsergebnissen zum jeweiligen Kulturgut verknüpft werden sollen: Echoes – Eccch – European Cloud for Heritage OpEn Science. Eine kürzlich über den VDR-Newsletter verschickte Umfrage soll den Bedarf in den jeweiligen Communities klären. Damit die Stimme der Konservierung-Restaurierung gehört wird und die Cloud auch unsere Bedürfnisse abdeckt, ist es enorm wichtig, dass möglichst viele an der Umfrage teilnehmen. Die Dauer wurde bis Ende Juni 2025 verlängert: ECHOES Consultation – Echoes – Eccch. Bedenken und Zweifel können hier ebenso geäußert werden. Diese wurden auch bereits in Prag diskutiert. So stellt sich zum Beispiel die Frage nach Bildrechten, aber auch nach der Langzeitspeicherung. Für E.C.C.O. bedeutet das Projekt insbesondere eine finanzielle Unterstützung für die Außenkommunikation. Für die Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen des ECHOES Projekts soll noch dieses Jahr ein Social Media Manager eingestellt werden, der auch den Auftritt von E.C.C.O. insgesamt professionalisieren soll. Dieser wurde bisher rein ehrenamtlich betrieben, da E.C.C.O. im Gegensatz zum VDR nicht über eine Geschäftsstelle mit festangestellten Mitarbeiter:innen verfügt. Sämtliche Arbeit wird durch den ehrenamtlichen Vorstand und eine Bürokraft auf Stundenbasis geleistet.

Drei baltische Staaten sind neu dabei bei E.C.C.O.
Drei baltische Staaten sind neu dabei bei E.C.C.O.

Ein Höhepunkt der Mitgliederversammlung war der Beitritt der drei baltischen Verbände als assoziierte Mitglieder. Noch nie konnten auf einer Mitgliederversammlung so viele neue Mitglieder auf einmal gewonnen werden. E.C.C.O vertritt nun 26 EU- und EFTA-Staaten sowie die Türkei.

Auch im Vorstand gab es einen Wechsel: Die langjährige Generalsekretärin und Präsidentin der slowakischen Kammer Barbara Davidson legte ihr Amt nieder. Ebenso verließen die schwedische Delegierte und Vizeschatzmeisterin Hélène Svahn Garreau sowie die spanische Delegierte Ioanna Ruiz Torres den Vorstand. Neu gewählt wurden Elena Aguado (ACRE, Spanien), Lucia Šefčíková (KR, Slowakei) und Anni Tuominen (NKF-F, Finnland). Neue Generalsekretärin ist Ekaterina Pasnak vom norwegischen Verband, neue Vizeschatzmeisterin ist Amalia Siatou aus Griechenland. Barbka Gosar Hirci aus Slowenien wurde zur Schatzmeisterin gewählt und Borislava Popova aus Bulgarien zur stellvertretenden Generalsekretärin (Committee Members – E.C.C.O.).

Bericht: Julia Brandt

Altes Komittee
Altes Komittee
Neues Komitte von E.C.C.O.
Neues Komitte von E.C.C.O.
Einblick in die Generalversammlung
Einblick in die Generalversammlung
Abschlussfoto der General Assembly
Abschlussfoto der General Assembly