Innovative Ansätze und lebhafter Austausch zur Holzrestaurierung

Ein Nachbericht zur Fachtagung "Analysen für die Praxis: Untersuchungsmethoden für Holzobjekte in der Restaurierungswissenschaft" – von Désirée Kosel // Die Referent:innen der Holztagung auf der Bühne. Foto: Henrike Steinweg Vom […]

Ein Nachbericht zur Fachtagung "Analysen für die Praxis: Untersuchungsmethoden für Holzobjekte in der Restaurierungswissenschaft" – von Désirée Kosel //

Die Referent:innen der Holztagung auf der Bühne. Foto: Henrike Steinweg
Die Referent:innen der Holztagung auf der Bühne. Foto: Henrike Steinweg

Vom 5. bis 7. November 2025 kamen Restaurator:innen, Studierende sowie Vertreter:innen aus Forschung und Praxis in Hildesheim zusammen. Die Fachgruppe Möbel und Holzobjekte hatte alle Interessierten eingeladen, sich im Rahmen eines vielseitigen Tagungsprogramms den unterschiedlichen Aspekten und Möglichkeiten analytischer Methoden in der Konservierung und Restaurierung von Kunst- und Kulturgut zu widmen. Das Programm klang vielversprechend: Von theoretischen Grundlagen bis hin zu praktischen Erfahrungen aus Werkstätten und Museen machte bereits das Lesen der Vortragstitel neugierig auf die kommenden Tage.

Bevor zwei Tage voller Vorträge und Diskussionen begannen, bot sich einer Gruppe die Gelegenheit für eine Exkursion zum Schloss Marienburg. Bei einer Führung durch das historistische Bauwerk wurden das aktuelle Baugeschehen vorgestellt und Einblicke in die laufenden Restaurierungsmaßnahmen gegeben. Parallel dazu fand in den Räumlichkeiten der HAWK Hildesheim eine Schulung zum Programm metigoMAP® statt. Der Workshop wurde von der Fokus GmbH Leipzig angeboten, die – gemeinsam mit PerkinElmer (Science with Purpose), Paz Laboratorien für Archäometrie, Stephan Biebl – Ingenieurbüro für Holzschutz, Consult Victoria – IPM für Museen sowie Kremer Pigmente – zu den Sponsor:innen der Tagung gehörte und die gemeinsam das Programm tatkräftig unterstützten.

Grußwort der HAWK-Vizepräsidentin Dr. Anne Faber. Foto: Steinweg
Grußwort der HAWK-Vizepräsidentin Dr. Anne Faber. Foto: Steinweg
Eberhard Roller führte moderierend durch das Programm. Foto: Steinweg
Eberhard Roller führte moderierend durch das Programm. Foto: Steinweg

Ein Novum in diesem Jahr war das hybride Tagungsformat: Die Veranstaltung wurde zusätzlich über Zoom übertragen, was trotz des erhöhten technischen Aufwands eine Teilnahme auch aus der Ferne ermöglichte. So konnten noch mehr Interessierte erreicht und zugleich Barrieren abgebaut werden, die eine persönliche Teilnahme häufig erschweren.

Alle die sich dazu entschlossen hatten die Reise nach Hildesheim anzutreten wurden am Donnerstag, bei strahlendem Sonnenschein, an der HAWK in der historischen Aula empfangen. Der erste Veranstaltungstag legte bereits in seiner ersten Hälfte das Fundament für alle darauffolgenden Beiträge. Mit Vorträgen zu Fehl- und Überinterpretationen, zum Lesen und Deuten von Werkzeugspuren in der Möbelproduktion sowie zu den Möglichkeiten der Dendrochronologie eröffnete die Tagung mit grundlegenden Fragen zur Bedeutung der Analytik als Instrument in der Konservierung und Restaurierung. Die klare thematische Struktur des Programms trug wesentlich zum Verständnis der Inhalte bei und führte als roter Faden durch die Veranstaltung.

Im weiteren Verlauf des Vormittags wurden verschiedene Verfahren zur Detektion vorgestellt und eine beeindruckende Bandbreite moderner, zerstörungsfreier Analysemethoden präsentiert. Neben der Anwendung der Schallemissionsmessung und dem Aufbau spektroskopischer Referenzdatenbanken sorgte insbesondere der Beitrag zu Spürhunden im Integrated Pest Management für Begeisterung. Der ungewöhnliche Ansatz, tierische Spürnasen als diagnostisches Werkzeug einzusetzen, war herzerwärmend und zeigte auf charmante Weise, wie vielseitig und kreativ die Restaurierungswissenschaft sein kann. Nach der Mittagspause stand erneut die zerstörungsfreie Analytik im Mittelpunkt – von Objekten, die mittels Mikro-CT-Messungen und Röntgentechnik untersucht wurden, bis hin zur Frage nach geeigneten Klebemitteln. Letztere führte einmal mehr vor Augen, dass altbewährte tierische Leime nicht immer den heutigen Anforderungen entsprechen und neue Ansätze in der Materialwahl gefragt sind.

Der Vortrag zu Spürnasen begeisterte das Publikum. Foto: Kun
Der Vortrag zu Spürnasen begeisterte das Publikum. Foto: Kun
Insektengruß zur herbstlichen Tagung. Foto: Kun
Insektengruß zur herbstlichen Tagung. Foto: Kun
Auditorium. Foto: Steinweg
Auditorium. Foto: Steinweg

Der zweite Veranstaltungstag knüpfte an die Themen des Vortags an und rückte praxisorientierte Beispiele in den Fokus, bei denen eine erfolgreiche Restaurierung ohne eingehende analytische Betrachtung kaum möglich gewesen wäre. Das Sichtbarmachen verborgener Strukturen und die Analyse von Bioziden verdeutlichten eindrucksvoll, welchen Beitrag die vorgestellten Methoden nicht nur zum Schutz der Objekte, sondern auch zur Sicherheit der Restaurator:innen leisten können – und welche Rolle dabei zunehmend auch digitale Technologien und Robotik einnehmen.

Zahlreiche anschauliche Beiträge widmeten sich zudem der Untersuchung von Materialien und Techniken mittels Quellenforschung und mikroskopischer Querschliffe. Sie zeigten, wie sich auch mit vergleichsweise einfachen, niederschwelligen Methoden ein tieferes Verständnis für die Objekte gewinnen lässt. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel aus der Restaurierungspraxis war der stark in Mitleidenschaft gezogene Lilienthal-Gleiter aus dem Deutschen Museum, der dank umfangreicher Analysen eines geeigneten Festigungsmittels künftig wieder für Besucher:innen erlebbar gemacht werden kann.

Trotz der Komplexität mancher Themen gelang es den Referent:innen, ihre Inhalte anschaulich und nachvollziehbar zu vermitteln, sodass sowohl erfahrene Fachleute als auch Studierende wertvolle Einblicke gewinnen konnten.  Ob in den Pausen, beim geselligen Beisammensein in den Bars oder beim Bunten Abend zum Abschluss der Tagung – überall war der lebhafte Austausch zu spüren. Gespräche zwischen Kolleg:innen, Studierenden, erfahrenen Fachleuten und neuen Bekanntschaften zeugten von Neugier, Offenheit und gegenseitiger Wertschätzung. Neben der eindrucksvollen Vielfalt analytischer Ansätze und Methoden gelang der Tagung vor allem eines: Sie entfachte aufs Neue die Begeisterung für das eigene Berufsfeld, vermittelte Inspiration für die tägliche Arbeit und machte Lust darauf, zukünftige Entwicklungen mit wachem Interesse zu verfolgen.

Desirée Kosel
12. November 2025

Mit guter Stimmung endete die Tagung mit dem Bunten Abend. Foto: Steinweg
Mit guter Stimmung endete die Tagung mit dem Bunten Abend. Foto: Steinweg

Dank

Wir möchten uns von Herzen bei allen bedanken, die mit großem Engagement zur Vorbereitung und Durchführung der Tagung beigetragen haben. Ihr persönlicher Einsatz und Ihre Hingabe haben diese Veranstaltung erst möglich gemacht.

Unser besonderer Dank gilt auch unseren Sponsoren, die das Programm großzügig finanziell unterstützt haben. Dazu zählen folgende Unternehmen:

  • fokus GmbH Leipzig, Anbieter von MetigoMap
  • PerkinElmer, Science with Purpose
  • Paz Laboratorien für Archäometrie
  • Stephan Biebl – Ingenieurbüro für Holzschutz
  • Consult Victoria – IPM für Museen
  • Kremer Pigmente