Aktuelle Vorstandsthemen: Nachwuchs, Bezahlung, Absicherung

Am ersten Aprilwochenende traf sich der Vorstand des VDR in Bonn zu seiner ersten Sitzung 2023, um sich über laufende Aktivitäten auszutauschen und zu beraten. Im Fokus der Runde standen […]

Am ersten Aprilwochenende traf sich der Vorstand des VDR in Bonn zu seiner ersten Sitzung 2023, um sich über laufende Aktivitäten auszutauschen und zu beraten. Im Fokus der Runde standen vor allem die Unterstützung von Nachwuchs und Berufseinsteiger:innen, die soziale Absicherung von Restaurator:innen, Höhergruppierungen und Tarifverhandlungen.

Im Nachfolgenden haben wir die wichtigsten Erkenntnisse der Sitzung zusammengefasst:

Mentoring

Die Mehrheit der Berufseinsteiger:innen in der Restaurierung macht sich nach dem Studium selbstständig. Hierbei sind viele Stolpersteine zu umgehen. Grundlegend hilfreich erscheint der Austausch mit Berufserfahrenen. Vor diesem Hintergrund erhält das Mentoring von jungen Restaurator:innen eine besondere Bedeutung. In den Existenzgründungsseminaren des VDR werden jungen Menschen daher schon seit langem Mentor:innen-Gespräche angeboten. Ergänzend finden sich auf der VDR-Website FAQ, welche die wichtigsten Fragen zur Selbstständigkeit und Existenzgründung eingehend beantworten.

Wunsch ist es, dieses Angebot noch deutlicher sichtbar zu machen und auszubauen. Denkbar wäre die Vermittlung dauerhafter Ansprechpartner:innen und das Angebot von Webinaren. Neben der Vermittlung betriebswirtschaftlicher Kenntnisse ist auch über eine Unterstützung bei der Vertiefung praktischer Fertigkeiten nachzudenken, da diese durch die Praktika vor und während des Studiums durch die Studienreform deutlich kürzer ausfallen. Dies ermöglichen bislang nur wissenschaftliche Volontariate in Museen, Schlössern und Denkmalämtern.

Vorpraktikum in der Restaurierung

Fast alle Hochschulen verlangen zum Zugang in das Restaurierungsstudium ein einjähriges Praktikum. Was auffällt: Inhalte und Qualität dieser Praktika schwanken sehr. Dies spiegeln auch die zurückliegenden Umfragen der Restaurator:innen in Ausbildung (RiA) wider. Nur zirka 60 Prozent der Befragten gaben an, dass sie ihren Praktikumsplatz weiterempfehlen würden. Dieser Tatsache folgend stellte der Vorstand fest, dass es sinnvoll erscheint aktuelle Empfehlungen für das Vorpraktikum zu entwickeln. Bisherige vereinzelt vorhandene Empfehlungen für die inhaltliche Struktur eines Praktikums sind veraltet. Diese müssen angepasst werden an die verkürzte Praktikumszeit und an die neuen Studienordnungen. Die Erarbeitung muss daher vor allem auch in den Händen der Hochschulen liegen. Als Vorbilder könnten das Freiwillige Jahr in der Denkmalpflege (FJD) und die Praxisjahre in Hamburg und Altenburg dienen.

Generell ist es für den Nachwuchs zunehmend schwierig geeignete Praktikumsstellen zu finden. Auch ist die schlechte Bezahlung eine große Hürde bei der Ergreifung des Berufs. Rund 10% der Praktikant:innen werden sogar gar nicht bezahlt, auch das ergaben die jüngsten Umfragen der RiA. Das staatliche geförderte FJD erscheint vor diesem Hintergrund als eine gute Möglichkeit, jungen Menschen einen soliden Start in die Restaurierung zu geben. Zur Beteiligung daran hatte der VDR 2021 schon einmal aufgerufen und möchte diese Option nun nochmals betonen.

Soziale Absicherung

Innerhalb der IGSF hat sich vor geraumer Zeit eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich intensiv mit der sozialen Absicherung von Restaurator:innen befasst. Ein erster Schritt war es, die Lage anhand einer Umfrage zu erfassen. Nun erarbeitet die Gruppe FAQ, mit denen man Auskunft über die korrekte Kalkulation von Stundensätzen und Absicherungsmöglichkeiten geben möchte. Die Gruppe appellierte in der Vorstandssitzung nochmals an die Solidarität unter Kolleg:innen. Alle müssen auskömmlich kalkulieren, damit sich die Situation für die Berufsgruppe insgesamt spürbar verbessert und Preisdumping Vergangenheit wird.

Höhergruppierungen

Die Vorsitzende der VDR-Interessengruppe Öffentlicher Dienst (IGöD) ist in den Vorstand von ver.di eingetreten. Damit und mit der Installation einer eigenen Restaurator:innen-Gruppe innerhalb ver.di sind die Restaurator:innen in der Gewerkschaft so gut sichtbar wie nie zuvor. Alle angestellten Kolleg:innen – auch diejenigen, die keine ver.di-Mitglieder sind, sind dazu aufgerufen sich in das Mailingpostfach einzutragen. Denn aktuell laufen die Tarifverhandlungen in Bund und Kommune und hierfür wird eine große Zahl an Aktiven benötigt. Dass Höhergruppierungen auch durch kreative Sonderwege und Eigeninitiative von Restaurator:innen gelingen können, zeigt sich aktuell in Baden-Württemberg. Hier prüfen Institutionen des Landes derzeit die Möglichkeit ihre Angestellten höherzustufen. Details hierzu wird die IGöD in Kürze berichten.

Auch über die Umfrageergebnisse zur Umbenennung des VDR beriet man sich. Die Ergebnisse werden wir Ihnen gesondert präsentieren.

Das VDR-Präsidium auf der 45. Vorstandssitzung, v.l.: Dirk Sturmfels (Vizepräsident), Gisela Gulbins (Vizepräsidentin und Schatzmeisterin), Julia Brandt (Präsidiumsmitglied) ud Sven Taubert (Präsident). (Präsidiumsmitglied Nadine Thiel konnte nicht dabei sein.) Foto: PB
Das VDR-Präsidium auf der 45. Vorstandssitzung, v.l.: Dirk Sturmfels (Vizepräsident), Gisela Gulbins (Vizepräsidentin und Schatzmeisterin), Julia Brandt (Präsidiumsmitglied) ud Sven Taubert (Präsident). (Präsidiumsmitglied Nadine Thiel konnte nicht dabei sein.) Foto: PB
Nach dem ersten Sitzungstag erwartete den Vorstand eine Führung durch und um die Georgskapelle am Alten Friedhof in Bonn. Foto: PB
Nach dem ersten Sitzungstag erwartete den Vorstand eine Führung durch und um die Georgskapelle am Alten Friedhof in Bonn. Foto: PB
Hermann Krause (Stadt Bonn) schilderte die bewegte Geschichte des translozierten Bauwerks. Foto: PB
Hermann Krause (Stadt Bonn) schilderte die bewegte Geschichte des translozierten Bauwerks. Foto: PB