„Das Oddy-torium“: Neues von den Celluloseethern

Konservierungsmittel gelangen mit den behandelten Objekten in Vitrinen. Sie dürfen daher ebenso wie Materialien zum Vitrinenbau oder zur Aufbewahrung keine korrosiven Schadstoffe abgeben. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, die aber kaum überprüft […]

Konservierungsmittel gelangen mit den behandelten Objekten in Vitrinen. Sie dürfen daher ebenso wie Materialien zum Vitrinenbau oder zur Aufbewahrung keine korrosiven Schadstoffe abgeben. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, die aber kaum überprüft und manchmal auch nicht erfüllt wird. Daher werden seit 2021 im DBU-geförderten Projekt „Das Oddy-torium“ an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart unter Leitung von Prof. Dr. Christoph Krekel systematisch alle gängigen Konservierungsmittel mit dem Oddy-Test geprüft (siehe Beitrag in VDR aktuell Juli 2021).

Ergebnisse zu Celluloseethern wurden inzwischen von Dr. Simon Steger in Heritage Science frei zugänglich publiziert.

Von den getesteten 60 Proben erwiesen sich nur 33 als unbedenklich, 7 verursachten deutliche Korrosion. Bei der vielverwendeten Hydroxypropylcellulose Klucel G hängt die Korrosivität vom Reinheitsgrad ab. Die normale Industriequalität verursachte Korrosion auf dem Bleicoupon, u.a. basisches Bleiacetat. Analysen durch Dr. Wolfgang Horn (BAM Berlin) nach dem BEMMA-Schema wiesen tatsächlich große Mengen an emittierter Essigsäure nach. Die Lebensmittelqualität Klucel GF (= food grade) verursachte nur wenig Korrosion, die Arzneimittelqualität Klucel GF Pharm überhaupt keine.
Die Fachhändler Deffner & Johann und Kremer Pigmente haben sofort reagiert und werden Klucel GF Pharm in ihr Angebot aufnehmen, sobald sie selbst durch den Hersteller beliefert worden sind. Leider kommt es durch die Logistikprobleme im Welthandel zu großen Lieferverzögerungen. Bei Klucel E wurde bisher nur die Industriequalität getestet, sie zeigte ähnliche Korrosion wie Klucel G. Daher soll Klucel EF Pharm, sobald erhältlich, noch nachgetestet werden.

Seit 3/2022 setzt Anna Lisa Krautheimer M.A. die Versuche im „Oddy-torium“ fort, derzeit stehen Acrylate im Fokus. - Die Retention von Lösemittelresten bei normaler Trocknung kann zu Fehlern im Oddy-Test führen. Die Masterstudentin Julia Kuppel will daher in ihrer Masterarbeit die beschleunigte Vortrocknung lösemittel-haltiger Produkte bei 60 °C erproben.

Prof. Dr. Gerhard Eggert
Institut für Konservierungswissenschaften
Staatl. Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

Laufende Oddy-Tests im Wärmeschrank. Foto: abk Stuttgart.
Laufende Oddy-Tests im Wärmeschrank. Foto: abk Stuttgart.