„Eine perfekte Chance für junge Restauratoren“ – ein Bericht vom ExSem 2018

Die Interessengruppe Selbstständige/ Freiberufler IGSF veranstaltete zum dritten Mal ein zweitägiges Existenzgründerseminar. Die Teilnehmer für das Seminar "VDR ExSem 2018 – Basiswissen für Restauratoren" trafen sich am 27. und 28. […]

Die Interessengruppe Selbstständige/ Freiberufler IGSF veranstaltete zum dritten Mal ein zweitägiges Existenzgründerseminar. Die Teilnehmer für das Seminar "VDR ExSem 2018 – Basiswissen für Restauratoren" trafen sich am 27. und 28. Januar 2018 an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Zwei Teilnehmer, Dennis Mitschke und Meike Jockusch, schildern ihre Eindrücke und Erfahrungen.

Eindrücke vom Seminar, Begrüßung durch Caroline Weiss.
Vorträge
Referentin Susanne Welther


Meike Jockusch:
"Früher oder später gehen viele Restauratoren den Weg in die Selbstständigkeit. Plötzlich kommen Fragen auf einen zu, die man sich vorher noch nie gestellt hat. Zwar gibt es inzwischen diverse Gründerförderungen und viele Informationen im Internet, doch ein direkter Austausch mit erfahrenen Restauratoren in der Selbstständigkeit ist eine großartige Ergänzung. Aus diesem Grund besuchte ich das Existenzgründerseminar des VDR in Berlin. Zwei Tage volles Programm, vorbereitet und veranstaltet von den ehrenamtlichen agierenden Mitgliedern der Interessengruppe Selbstständige/ Freiberufler im VDR.

Der erste Eindruck war, dass alle gleich erwartungsfroh und neugierig sind, auf das was in den kommenden zwei Tagen passieren wird. Und schon ging der erste Tag los, vollgepackt mit Informationen. Von Soft Skills im Kundenumgang über Unternehmensstrukturen (Einzeilunternehmer, freier Mitarbeiter, GmbH oder doch lieber GbR?) und verschiedene Arten der Auftragsvergabe und Vertragsschließung bis hin zu Berufsgenossenschaften, Arbeitsschutzbestimmungen, Versicherungen und was „will eigentlich die Denkmalpflege von mir?“. Die Köpfe rauchten. Jede Menge Tipps und Tricks wurden geteilt und die größten Stolpersteine benannt. Abgeschlossen wurde der erste Tag mit einer sehr offenen und vertrauensvollen Diskussion über die wichtigen Punkte Preisbildung und (Alters-)Vorsorge, die zweifellos viele umtreiben. In diesem Moment zeigte sich für mich – jeder hat einen individuellen Weg in die Selbstständigkeit, aber niemand ist alleine mit seinen Problemen, Fragen und Sorgen.

Am zweiten Tag fand eine Vertiefung der Themen Vorbereitung, Kalkulation und Marketing in kleineren Workshopgruppen statt. Es wurde spezifischer und direkter. Vieles, was am Vortag eher allgemein gehalten worden war, konnte nun individuell geklärt werden. In diesem Kontext bekommen Redensarten wie „Zeit ist Geld“ und „Ordnung ist das halbe Leben“ eine neue Dringlichkeit. Der eigene Chef zu sein mit allen Rechten und Pflichten heißt auch über „unproduktive Stunden“ nachzudenken oder darüber, welche der anfallenden (Büro-) Tätigkeiten ausgelagert werden könnten. Keiner kann und weiß alles und sich über seine Stärken und Schwächen klar zu werden ist ein gewinnbringender Teil des Weges.
Das gemeinsame, abschließende Mittagessen mit Mentorenlunch bot eine weitere Möglichkeit seinen ganz persönlichen Fragen nachzugehen. An jedem Tisch saß jeweils ein Mentor mit eigenen Schwerpunkten. Im persönlichen Gespräch mit diesen und auch den anderen Teilnehmern entstand eine inspirierende Atmosphäre des Miteinanders und Austauschs.
Zusammenfassend: ein energiegeladenes, informatives Wochenende, das Lust auf mehr und endlich loslegen macht. Die eine oder andere Allianz wurde bestimmt geschmiedet."

Vortragender Eberhard Roller
Pause
Workshop I

Dennis Mitschke: "Ein Wochenende voll geballter Informationen, Tipps und neuen Bekanntschaften. Das Existenzgründerseminar 2018 hielt dabei genau das, was es versprochen hatte und hat auch meine persönlichen Erwartungen weit übertroffen. Das bunt gemischte Auditorium reichte von Bachelorstudenten bis hin zu studierten Berufsanfängern, ein geballtes Wissen aus unterschiedlichsten Fachbereichen und deren Kompetenzen.

Mit dem „ExSem 2018“ wurde ein guter Überblick über die Vielseitigkeit von Existenzgründung bis hin zur Selbstständigkeit angeboten. Mit dem Wissen, dass ein sehr hoher Prozentsatz von Studienabgängern freiberuflich tätig werden wird, wurden dabei viele wichtige Themen beleuchtet und ausführlich erklärt.
Das hart erarbeitete Wissen der Mentoren, basierend auf deren Berufserfahrung, wurde auf eine sehr offene, wertschätzende Art und Weise vermittelt. Nicht zuletzt hat die rege Teilnahme des Publikums und die tolle Atmosphäre dazu beigetragen, dass selbst mit heiklen Themen wie Finanzen in einer Offenheit umgegangen wurde, die man sonst nur schwer antrifft.

Bereichert wurden die Vorträge durch interessante und oft genug ernüchternde Beispiele aus der tatsächlichen Berufswelt. In den Kaffeepausen hatte man genügend Zeit gemeinsam zu diskutieren und sich über Lösungsansätze auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. Die Hilfsbereitschaft und Erfahrung der Vortragenden war deutlich spürbar. Bei den Diskussionen wurde sich ausreichend Zeit genommen auf alle Fragen einzugehen. Wie ich finde, ein rundum gelungenes Konzept mit der richtigen Dosis fürs Wesentliche. Die zwei Tage waren abwechslungsreich gefüllt mit Vorträgen, Workshops, einem Fachinterview, Pausengesprächen, sowie einem gemeinsamen Abendessen und einem Mentorenlunch um persönliche Fragen direkt zu adressieren.

Das äußerst wichtige Thema „Betriebswirtschaftliche Gesellschaftsformen“ forderte das Auditorium recht intensiv. Die Zusammenhänge waren aufgrund des Zeitrahmens trotz ihrer hohen Komplexität sehr komprimiert und kompetent zusammengefasst. Hier wäre eine Entzerrung dieses wichtigen Themas sicherlich hilfreich. Vielleicht könnte man dieses in einem separaten Workshop noch einmal aufgreifen und intensiver vermitteln. Bereichert wurde das Seminar auch durch einen Vortrag der Landesdenkmalpflege, der in der Rolle des Auftraggebers wichtige Interessen, Wünsche und Anliegen für zukünftige Restauratoren dargestellt hat.

Die frühzeitige komplette Ausbuchung des Seminars mit hoher Teilnehmerzahl hat die Wichtigkeit dieses Themas für uns junge Restauratoren und den Bedarf an betriebswirtschaftlicher Weiterbildung klar aufgezeigt. Zusammenfassend war das „ExSem 2018“ eine wertvolle Veranstaltung, die vor allem mit der Vielseitigkeit der diskutierten Themen und seinem Abwechslungsreichtum überzeugt hat. Gerne möchte ich diese Gelegenheit nutzen, um mich noch einmal ganz herzlich bei den Organisatoren der IGSF, der HTW, den Vortragenden, allen Helfern und auch den Teilnehmern bedanken, die diese großartige Veranstaltung ermöglicht und fantastisch umgesetzt haben."

Seminarprogramm

 

Bernd von Bieler über Absicherung von Restauratoren
Bernd von Bieler über Absicherung von Restauratoren
Workshop II
Mentorenbrunch. Alle Fotos: Janin Schneider