Exkursion zu den Schlössern Potsdams

Im Juni trafen sich Mitglieder der Fachgruppe Wandmalerei und Architekturoberfläche zu einer dreitägigen Exkursion nach Potsdam. Neben einer Führung im Schloss Babelsberg stand eine Besichtigung der Werkstatträume des Studiengangs Konservierung […]

Im Juni trafen sich Mitglieder der Fachgruppe Wandmalerei und Architekturoberfläche zu einer dreitägigen Exkursion nach Potsdam. Neben einer Führung im Schloss Babelsberg stand eine Besichtigung der Werkstatträume des Studiengangs Konservierung und Restaurierung der FH Potsdam inklusive einer Vortragsreihe auf dem Programm. Weiterer Höhepunkt war eine Führung im Neuen Palais, speziell dem sogenannten Grottensaal.

Bericht der VDR-Fachgruppe Wandmalerei/ Architekturoberfläche über die Exkursion nach Potsdam vom 24. bis 26.06.2016

Tag 1: Freitag 24.06.1016

Am Freitag, dem 24. Juni 2016, trafen sich 22 Restauratorinnen und Restauratoren in Potsdam zur diesjährigen VDR-Exkursion der Fachgruppe Wandmalerei/ Architekturoberfläche. Gegen 14 Uhr begann bei strahlendem Sonnenschein die Exkursion im Schlosspark Babelsberg. Da das Schloss Babelsberg aufgrund von Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten langfristig für den öffentlichen Publikumsverkehr geschlossen ist, bot sich für die Teilnehmer unserer Gruppe die exklusive Möglichkeit einer Sonder-Besichtigung. Von der Restauratorin Barbara Zillmer (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten) wurden wir durch das Schloss geführt.
Abb. 01, 03, 05, 06, 07, 08, 11

Tag 2: Samstag 25.06.2016

Der Samstag begann vormittags mit einer Vortragsreihe in der FH Potsdam zum Thema Grottensaal im Neuen Palais Sanssouci.
Zunächst gab uns Prof. Werner Koch eine sehr interessante kunst- und kulturgeschichtliche Einführung in die Welt der Grottenarchitektur, wobei er dem Auditorium auch zahlreiche historische Quellen zur Herstellung und zu den verwendeten Materialien aufzeigte. Dabei schlug er den architekturgeschichtlichen Bogen zurück bis in die klassische Antike, den Ursprung der Grotten als griechische Quellheiligtümer – die Nymphäen. Mit der Präsentation einzelner Objektbeispiele erhielten wir einen Überblick über die Grottenarchitektur in den Parkbauten der Umgebung von Potsdam und Berlin, die weitgehend in der Zeit von 1750-1860 entstanden.

Im zweiten Vortrag schilderte Dipl.-Rest. Carsten Hüttich (Firma Wandwerk GmbH) die umfassenden und sehr aufwändigen Aufgaben der restauratorischen Fachplanung zur Restaurierung des Grottensaals im Neuen Palais zu Potsdam Sanssouci, für die er und sein Büro verantwortlich zeichnen. Ein wichtiger Bestandteil dieser Arbeiten lag in der Erstellung eines digitalen Raumbuchs auf GIS-Basis sowie der Erarbeitung eines Konzepts zur Sicherung der Deckentragstruktur.
Dipl.-Restaurator Olaf Schwieger (Gramann Schwieger Restauratoren) stellte uns in seinem Vortrag die Ausführung der Konservierung und Restaurierung der gesamten Deckengrottierung im Grottensaal des Neuen Palais vor. Detailliert erläuterte er die einzelnen Maßnahmen: von der Reinigung der vielfältigen Materialoberflächen über die Regenerierung von Überzügen bis hin zum Einsatz von Ersatzmaterialien, die über den Konchylienhandel ausfindig gemacht werden mussten.

Der letzte Vortrag von Dipl.-Restauratorin Dagmar Damman (Dammann & Felsch Restaurierung GbR) führte in die Geschichte sowie die Restaurierung des großen Deckengemäldes des Grottensaales ein. Durch die nachträgliche Verkleinerung und die mehrfache Überarbeitung des Gemäldes mit verschiedenen Retuschemedien entstanden Veränderungen an der Gemäldeoberfläche, die häufig erst beim zweiten Blick auffällig wurden, wie die sogenannten „Geister-Putti“ (Arbeitstitel des Restauratorenteams), welche zwar durch eine zwischenzeitlich erfolgte Überarbeitung des Gemäldes  verdeckt wurden, heute aber wieder schemenhaft sichtbar sind und daher „geisterhaft“ unterhalb des Horizonts über dem  Wasser schweben.

Im Anschluss an die sehr erkenntnisreichen Vorträge der Kolleginnen und Kollegen führte uns Prof. Werner Koch durch die Werkstatträume der Studienrichtung Konservierung und Restaurierung für Wandmalerei (Abb. 17). Ein weiterer und abschließender Höhepunkt waren die hellen und geräumigen Werkstätten zur Metallkonservierung im Erdgeschoss des Gebäudes, durch die uns sehr engagiert und kenntnisreich Dipl.-Restauratorin Eva Laabs geleitete.

Nach kurzer Mittagspause in der Mensa der FH fuhren wir zum Neuen Palais Potsdam Sanssouci, um uns den aus den Vorträgen bereits bekannten Grottensaal in natura anzusehen. Die hier tätigen Restauratoren erläuterten uns direkt am Objekt die Vielfältigkeit der Materialgruppen sowie die detaillierten Restaurierungsmaßnahmen. Es gab ausreichend Möglichkeit, die Ausführenden selbst zu Techniken, Materialien und Problematiken zu befragen und diese auch zu diskutieren (Abb. 19, 24, 25).

Zum Abschluss führte uns Dipl.-Restauratorin Verena Göttel von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten durch die weitläufigen Räumlichkeiten des Palais. Besonders beeindruckend war natürlich der große Marmorsaal (Abb. 27) direkt über dem Grottensaal mit seinem glänzenden Marmorboden, dessen immenses Gewicht auf dem säulenfreien Grottensaal lastet. Außerdem konnten wir wieder einmal ein Privileg genießen und durch den zurzeit geschlossenen Bereich des Unteren Fürstenquartiers mit Tressenzimmer fachkundig geführt werden, wo bereits die Möbel für die anstehenden Sanierungsmaßnahmen verpackt waren (Abb. 28, 29, 30).

Tag 3: Sonntag, 26.06.2016
Am Sonntag trafen wir uns zu einem Rundgang durch die Potsdamer Altstadt am Stadtschloss (Abb. 32). Hier führte uns die Dipl.-Restauratorin Mechthild Noll-Minor und erläuterte uns an verschiedenen Gebäuden den Umgang mit dem historischen Bestand bei der Instandsetzung. Im Mittelpunkt ihrer Erörterungen stand u.a. die Wiederverwendung von Steinspolien beim Wiederaufbau der Fassaden des Potsdamer Stadtschlosses (Abb. 36) und der Relozierung der Ringer-Kolonnaden (Abb. 33, 35). Auch an den noch unsanierten Fassaden des Hochschulgebäudes in unmittelbarer Nachbarschaft des Schlosses entzündete sich eine rege Diskussion über die Daseinsberechtigung der überkommenen DDR-Architektur. Der Weg unserer Exkursionsgruppe führte weiter vorbei am ehemaligen Marstall und dem königlichen Kutschpferdestall (Abb. 38) hin zum sog. „Mozarthaus“.

Das sehr erkenntnis- und lehrreiche Wochenende konnten wir bei einem gemeinsamen Kaffee bei wunderbarem Wetter mit Blick auf die Peter und Paul Kirche auf dem Bassinplatz ausklingen lassen.

Wie auch schon bei den zurückliegenden Exkursionen bestätigte sich dieses Jahr wieder einmal, dass sich der Organisations- und Anreiseaufwand in vielerlei Hinsicht lohnte. Neben dem fachlichen Zugewinn konnten wieder viele Kollegengespräche geführt und neue Kontakte in sehr angenehmer freundlicher Atmosphäre geknüpft werden. Die Sprecher bedanken sich stellvertretend für die ganze Fachgruppe – besonders im Namen der Exkursionsteilnehmer – bei den Organisatoren und Akteuren der Exkursion, die ihre Zeit und Energie für die fachliche Fortbildung und berufliche Vernetzung der Kollegen und Kolleginnen des VDR einzusetzen.
Herzlichen Dank, alles Gute und auf ein baldiges Wiedersehen!

Kathrin Klingler
Sascha Howahl
Sven Taubert