Fachgruppe wandelte auf Spuren Friedrichs des Großen

Am 10. Oktober 2016 wandelte eine Gruppe von 21 Möbel- und Holzrestauratoren auf den geschichtsträchtigen Spuren Friedrichs des Großen durch das Schloss Rheinsberg am malerischen Grienericksee. Durch umfangreiche Restaurierungsleistungen gelang […]

Am 10. Oktober 2016 wandelte eine Gruppe von 21 Möbel- und Holzrestauratoren auf den geschichtsträchtigen Spuren Friedrichs des Großen durch das Schloss Rheinsberg am malerischen Grienericksee. Durch umfangreiche Restaurierungsleistungen gelang es in den letzten Jahren, die originalen Raumdekorationen aus der friderizianischen Zeit (um 1740) sowie die unter Prinz Heinrich geschaffenen frühklassizistischen Raumfassungen (um 1786) zurückzugewinnen. Sie vermitteln gemeinsam mit den hier ausgestellten Gemälden und kunsthandwerklichen Objekten einen Eindruck von der Wohnkultur, dem Lebensgefühl und der Sammeltätigkeit der einstigen Besitzer.

Ein Exkursionsbericht von Carola Klinzmann

„Wie kein anderes Schloss besticht Rheinsberg durch seine malerische Lage am Grienericksee. Hier verbinden sich Natur, Architektur und Kunst zu einem harmonischen Ensemble. Zahlreiche Kunstwerke schmücken die Räumlichkeiten des Schlosses und laden zu einer Reise in die Zeit des 18. Jahrhunderts ein. Durch umfangreiche Restaurierungsleistungen gelang es in den letzten Jahren, die originalen Raumdekorationen aus der friderizianischen Zeit (um 1740) sowie die unter Prinz Heinrich geschaffenen frühklassizistischen Raumfassungen (um 1786) zurückzugewinnen. Sie vermitteln gemeinsam mit den hier ausgestellten Gemälden und kunsthandwerklichen Objekten einen Eindruck von der Wohnkultur, dem Lebensgefühl und der Sammeltätigkeit der einstigen Besitzer.“
Zitat von der SPSG-Insternetseite
Als die 21 Teilnehmer vor dem Schloss Rheinsberg standen, kam gerade die Sonne aus dem Nebel hervor. Michael Wirth, Restaurator der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, hatte diese Exkursion für die VDR-Fachgruppe Möbel und Holzobjekte geplant und durchgeführt.
Wir konnten die Schlossräume an einem Montag ohne weitere Besucher besichtigen. Der zuständige Denkmalpfleger der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) Dr. Fuchs erläuterte die Bau- und Restaurierungsgeschichte des Schlosses sehr anschaulich. Durch die umsichtige Planung, Konzepterstellung und Betreuung durch Susanne Alimoradian und Michael Wirth konnten verschiedene Fußböden restauriert und Schutzmaßnahmen für die weitere Nutzung ergriffen werden. Freiberufliche Restauratoren führten die Konzepte unter der Betreuung der Restauratoren der SPSG aus.
Ronny Heuschneider aus Potsdam erläuterte die Demontage und die Bestandsaufnahme für den friderizianischen Dielenfußboden im Spiegelsaal. Die durch Eichenholzfriese gegliederten Nadelholzdielen waren fast zu einem großen Teil unter einem in den 1950er Jahren verlegten Stabparkettboden erhalten geblieben. Anhand historischer Messbilder und verschiedener Spuren an der Substanz konnte die ursprüngliche Lage der einzelnen Dielen im Raum bestimmt werden. Das daraus resultierende Restaurierungskonzept wurde einfühlsam und akribisch umgesetzt. Davon zeugen unter anderem die partiell notwendigen Holzergänzungen, die sich in ihrer Textur sehr gut integrieren.
Nadelholzfußboden in Schloss Rheinsberg. Exkursion der Fachgruppe Möbel- und Holzobjekte 2016.
Nadelholzfußboden in Schloss Rheinsberg. Exkursion der Fachgruppe Möbel- und Holzobjekte 2016.
Erläuterungen zur Restaurierung und Teilrekonstruktion des Tafelparketts.
Erläuterungen zur Restaurierung und Teilrekonstruktion des Tafelparketts.
Jochen Bartscht aus Berlin führte die Restaurierung und partielle Rekonstruktion des Tafelparketts in der Letzten Kammer durch. Das nur noch zur Hälfte vorhandene originale Parkett aus massiven Kiefern- und Lindenholz tafeln stammt aus dem Jahr 1826. Aufgrund des Substanzverlustes an den Oberseiten der Tafeln durch Belaufen und Schleifen waren die oberen Nutwangen stark geschwächt und teilweise fast bis auf die Nut abgearbeitet.
Um die geschwächte Substanz optimal zu schützen, wurde das originale Parkett in die südliche Raumseite verschoben und liegt somit nicht mehr im stark frequentierten Durchgangsbereich der Museumsbesucher.
Dem Verbund der Tafeln untereinander und der statischen Unterstützung dienen nun Multiplex-Streifen, auf denen die historischenTafeln befestigt wurden, dienen als Stützkonstruktion. Das verlorene Parkett wurde nach Vorbild der vorhandenen Tafeln rekonstruiert und in für Rheinsberg üblicher Verlegtechnik direkt auf dem Blindboden verlegt.
Im Muschelsaal erläuterte Michael Wirth die Bestandsaufnahme und Konzeptfindung für die Rekonstruktion des verloren gegangenen Tafelparketts. Bis Mai 2014 befand sich im Muschelsaal ein Stabparkett aus Eiche und Ahorn, das in den 1960er Jahren auf den Blindboden genagelt wurde. Das ursprüngliche Tafelparkett ging bis auf einen kleinen Rest unter den Kacheln des Ofens vollständig verloren.
Auswertungen historischer Messbilder und die Tafelparkettreste ließen eine Rekonstruktion des Parketts zu. Das rekonstruierte Tafelparkett besteht aus quadratischen und rhomboiden Platten, die in diagonaler Verlegerichtung im fast rechteckigen Raum verlegt werden und von einem Eichenfries umgeben sind. Die Tafeln sind mit Eiche oder Linde furniert. Eine Musterverlegung konnte im Muschelsaal begutachtet werden.
FG_Moebel_Exkursion_Rheinsberg03
FG_Moebel_Exkursion_Rheinsberg04
Susanne Alimoradianwies auf die verschiedenen Fußbodenschutzmaßnahmen auf historischen Parketten, wie zum Beispiel die Abdeckungen mit Kopien aus Holz hin.
Durch Verkäufe und Entnahmen von Kunstwerken durch das Königshaus selbst und Kriegsverluste waren nach 1945 bis auf Fragmente von Konsoltischen und eine Sitzbank keine originalen Möbel im Schloss Rheinsberg erhalten. Am Nachmittag konnten wir dennoch zurückgekehrte Original- oder Ersatzkunstwerke sowie Rekonstruktionen näher betrachten: Der Restaurator Thomas Kühn (SPSG) erläuterte die aufwändige Rekonstruktionsmaßnahme des Bettes von Prinz Heinrich, der gründliche Abwägungen mit langen Diskussionen mit den zuständigen Denkmalpflegern, Kustoden und Restauratoren vorangegangen waren.
Weiterhin waren vergoldete oder polychrom gefasste Konsol- und Wandtische konserviert und rekonstruiert worden.
Die Geschichte der Kommode von Johann Gottlob Fiedler, ein Meisterwerk des Berliner Frühklassizismus wurde vorgestellt. Sie konnte vor 24 Jahren mithilfe des Bundes und zweier Kulturstiftungen in Folge einer Auktion erworben werden. 182 Marmore und Halbedelsteine schmücken die Steinplatte der mit Mahagoni und Amaranth furnierten sowie mit hochwertigen Marketerien und vergoldeten Bronzen ausgestatteten Kommode. Die großen Schubladen werden mittels Holzrollen bewegt.
Allen Beteiligten ganz herzlichen Dank für die Organisation und Erläuterungen!
Schubladen auf Rollen
Schubladen auf Rollen