FSJ bei der Restauratorin – ein Erfahrungsbericht

Im August 2019 berichtete der VDR über die Jugendbauhütten in Deutschland, einem bundesweiten Projekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Trägerschaft der internationalen Jugendgemeinschaftsdienste. Seit der Einrichtung eines neuen Standortes in […]

Im August 2019 berichtete der VDR über die Jugendbauhütten in Deutschland, einem bundesweiten Projekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Trägerschaft der internationalen Jugendgemeinschaftsdienste. Seit der Einrichtung eines neuen Standortes in Baden-Württemberg im September 2019 gibt es nun bundesweit insgesamt 15 Jugendbauhütten. Hier haben die Jugendlichen zwölf Monate lang die Gelegenheit, bei handwerklichen, administrativen oder wissenschaftlichen Tätigkeiten mitzuarbeiten und an begleitenden, kostenfreien Seminarblöcken teilzunehmen.

Sowohl für die Jugendlichen als auch für die Einsatzstellen ist das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ), das in der Denkmalpflege und Restaurierung absolviert wird, meist eine gewinnbringende Erfahrung. Über ihre persönlichen Erfahrungen mit einer Praktikantin, die sie im Rahmen eines FSJ in der Trägerschaft der Jugendbauhütte anstellte, berichtet Dipl.-Restauratorin Karin Krüger, Inhaberin eines Ateliers für Gemälde- und Skulpturenrestaurierung in Aalen, im Februar 2020:

"Im Frühjahr 2019 erhielt ich eine Anfrage von einer jungen Frau aus dem Aalener Umkreis für ein Schnupperpraktikum. Der Hintergrund war aber von Anfang an, mehr über das Studium und die Zulassungsvoraussetzungen zu erfahren. Ich sagte zu und es stellte sich schnell heraus, dass sie es sehr ernst meinte und nicht bei einem Schnupperpraktikum belassen wollte. Ich konnte mir gleich gut vorstellen, ihr ein Praktikum anzubieten, war mir aber aus verschiedenen Gründen doch noch sehr unsicher. Zwar hatte ich schon einige Schülerpraktikanten, aber noch nie mit Festanstellung für das zum Studium obligatorische einjährige Vorpraktikum.

Also hörte ich mich bei Kolleginnen um, wie das in ähnlich strukturierten Betrieben üblicherweise gehandhabt wird. Schließlich erhielt ich von einer Stuttgarter Kollegin den Hinweis, dass im Herbst 2019 in Baden-Württemberg eine weitere Jugendbauhütte der Deutschen Stiftung Denkmalschutz entstehen würde, unter deren Trägerschaft ein FSJ in der Denkmalpflege geleistet werden kann. Ich fragte mich zum richtigen Ansprechpartner durch und stieß seitens der im Aufbau befindlichen Jugendbauhütte sehr schnell auf offene Ohren. Die Suche nach geeigneten Einsatzstellen lief zu diesem Zeitpunkt auf Hochtouren und allem Anschein nach passte ich mit meinem Atelier da gut ins Schema. Auch für mich und meine Interessentin hörte sich alles sehr gut an. Das Wichtigste war zunächst, dass das FSJ an den Hochschulen als Vorpraktikum anerkannt wird. Dies konnte auf Nachfrage an entsprechender Stelle schnell bestätigt werden.

Der/die Freiwillige wird befristet und in Vollzeit im Betrieb eingestellt, erhält von diesem eine Vergütung von 400 € pro Monat und hat Urlaubsanspruch von mindestens 26 Tagen. Die Jugendbauhütte zahlt dem Freiwilligen ein zusätzliches Taschengeld von 16 € und übernimmt sämtliche Nebenkosten und Versicherungen. Der Betrieb muss den/die Freiwillige/n lediglich in seine Haftpflichtversicherung mit einbinden. Sechsmal im Jahr finden jeweils ca. einwöchige Seminare statt, an denen für die Freiwilligen Teilnahmepflicht besteht. Hier wird viel allgemeines und fachübergreifendes Wissen rund um das Thema Denkmalpflege vermittelt, es gibt Exkursionen, Kurse und Vorträge und alle FSJler eines Jahrgangs treffen sich bei dieser Gelegenheit zum Austausch.

Praktikantin im Einsatz während des FSJ (Foto: Karin Krüger)

Somit stellte sich für mich nur noch die Frage, ob es mir möglich ist, ein Jahr lang eine Praktikantin „durchzufüttern“ und eine entsprechende Auftragslage mit spannenden Projekten aufrechtzuerhalten, um sie gut auf das Studium und das spätere Berufsleben vorzubereiten. Die Arbeit mit Praktikanten und Studenten hat mich in meiner bisherigen beruflichen Laufbahn schon immer irgendwie begleitet und interessiert. Meiner hochmotivierten Schnupperpraktikantin traute ich das Studium absolut zu und so entschied ich mich, nachdem ich als Einsatzstelle akzeptiert worden war, mich darauf einzulassen.

Bis zum offiziellen Start am 1.9.2019 blieb sie dabei, half beim Umzug ins neue Atelier und konnte im Vorfeld bereits viele wertvolle Erfahrungen sammeln. Inzwischen sind wir im Atelier ein richtig gutes Team geworden. Sie hat viel gelernt und macht so einiges bereits sehr selbstständig. Arbeit gibt es zum Glück genug und die Projekte sind sehr abwechslungsreich und vielseitig. Im Frühjahr stehen nun die Bewerbungen zum Studium an der SAKB Stuttgart und der HfBK Dresden an. Man muss noch erwähnen, dass der normale Bewerbungsprozess für das FSJ über die Jugendbauhütte und nicht über die Einsatzstelle geht. Dennoch ist es grundsätzlich möglich, eigene Kandidaten vorzuschlagen und in den Bewerbungsprozess einzubringen.

Mein Fazit ist bis jetzt also durchweg positiv. Die Praktikantin hat das Atelier absolut bereichert und ich bin sehr zuversichtlich, was die Bewerbungen für das Studium angeht. Der Rahmen des FSJ als Praktikum hat für alle Seiten Vorteile. Die Einsatzstelle hat bei der Jugendbauhütte stets einen Ansprechpartner bei Problemen oder Schwierigkeiten. Gleichzeitig bringt der FSJ-Status für die Freiwilligen Vergünstigungen und Ermäßigungen mit sich, die man sonst als Praktikant/in nicht unbedingt hat."

Allgemeine Informationen zum FSJ unter:
https://www.denkmalschutz.de/denkmale-erleben.html
https://fsj-baden-wuerttemberg.de/traeger/ijgd-jugendbauh%C3%BCtte-badenw%C3%BCrttemberg
https://freiwilligesjahr-bw.ijgd.de/fsj-in-der-denkmalpflege.html
https://www.ijgd.de/dienste-in-deutschland/fsj-denkmalpflege/