Hohe Informationsdichte beim 3. Seminar „Fachberatung Kulturgutschutz“

Vom 04. bis 06. Dezember 2023 fand an der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und zivile Verteidigung (BABZ) in Bad Neuenahr – Ahrweiler zum bereits dritten Mal das Seminar „Fachberatung Kulturgutschutz“ statt. Das Format richtet sich primär an Verantwortliche aus dem Bereich des Kulturgutschutzes...

Ein Nachbericht von Isabel Frühauf

Vom 04. bis 06. Dezember 2023 fand an der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und zivile Verteidigung (BABZ) in Bad Neuenahr – Ahrweiler zum bereits dritten Mal das Seminar „Fachberatung Kulturgutschutz“ statt. Das Format richtet sich primär an Verantwortliche aus dem Bereich des Kulturgutschutzes, die für Aufgaben der Sicherheit und Notfallplanung in kulturbewahrenden Einrichtungen wie Museen, Bibliotheken, Archiven, etc. zuständig sind. Aber auch Einsatzkräfte aus den sogenannten „Blaulichtfraktionen“, die mit dem Thema Kulturgutschutz betraut sind, sollen hier angesprochen und weitergebildet werden.

Kulturgutschutz im Notfall war das Thema des Seminars.
Kulturgutschutz im Notfall war das Thema des Seminars.
Führung durch die „Dokumentationsstätte Regierungsbunker“ . Fotos: Isabel Frühauf.
Führung durch die „Dokumentationsstätte Regierungsbunker“ . Fotos: Isabel Frühauf.

Hauptdozent war Dr. Jan Kämpen vom BABZ, der mit Hilfe weiterer Spezialist:innen aus dem Gebiet des Kulturgutschutzes durch zweieinhalb gut gefüllte Tage Programm führte.

In einem ersten Block wurde über die Seminarinhalte informiert, sowie die aktuelle Situation in Deutschland erläutert. Im Anschluss berichtete Christiane Hoene (Fachberaterin für Kulturgutschutz im Stab für außergewöhnliche Ereignisse Halle (Saale) und Vorsitzende des halleschen Notfallverbundes zum Schutz von Kulturgut) von der Entwicklungsgeschichte der Notfallverbünde in Deutschland und ging auf die verschiedenen Arten sowie Aufgaben ein.

Am Abend berichtete Ralf Seeber (Fachberater Notfallverbünde Thüringen) vom Brand der Anna-Amalia-Bibliothek. Am 2. September 2004 war er in seiner damaligen Funktion als Hauptbrandmeister mit seiner Wachtruppe als erster Einsatzleiter vor Ort und konnte so den Seminarteilnehmer:innen aus erster Hand den Ablauf der Brandbekämpfung schildern.

Am nächsten Tag übernahm Susann Harder (Stabstelle für Sicherheit, Stiftung Fürst-Pückler-Museum) das Rednerpult und klärte über die Rechtsgrundlagen zum Kulturgutschutz in Deutschland auf. Dabei erläuterte sie den Zivil-, Brand- und Katastrophenschutz und ging auf das sehr wichtige Thema Arbeitsschutz ein. Im Anschluss berichteten Susanne Rissmann (Bayrische Schlösserverwaltung) und Hermann Bayer (Ehren-Kreisbrandmeister und Fachberater Kulturgutschutz, Landkreis München) über die Zusammenarbeit zwischen Betreibern von Kultureinrichtungen und der Feuerwehr. In ihrem Bericht legten sie den Fokus insbesondere auf die Notfallplanung und auf gemeinsame praktische Übungen.

Mit dem namensgebenden Thema des Seminars hat sich Christinane Hoene ausführlich befasst. In ihrem Vortrag erläuterte sie die Aufgaben des Fachberaters Kulturgutschutz, ging auf die erforderlichen Qualifikationen und die konkrete Einbindung in die Gefahrenabwehr ein. Dabei berichtet sie aus ihrer eigenen Arbeitspraxis und wie es zur Einrichtung ihrer Stelle im Stab für Katastrophenschutz kam.

Abgerundet wurde der zweite Tag noch mit einer abendlichen Führung durch die „Dokumentationsstätte Regierungsbunker“ durch Anne Theiss und einer anschließenden Einkehr in eine gemütliche Weinstube, bei der noch einmal die Seminarinhalte und gesammelten Eindrücke besprochen werden konnten.

In einem letzten Block ging es schließlich um die Einsatzplanung für Bergungs- und Erstversorgungsstrukturen, Schadenserhebungen sowie um Wege einer sinnvollen Dokumentation. Die Referentin dieser wichtigen Themen war Nadine Thiel (Sachgebietsleiterin Bestandserhaltung am Stadtarchiv Köln), die durch Ihren Einsatz nach dem Kölner Archiveinsturz und die Rettungsarbeiten nach der Flutkatastrophe 2021 auf einen sehr hohen Erfahrungsschatz auf diesem Gebiet zurückgreifen kann. Am Ende der Veranstaltung gab es noch einmal Zeit für eine ausführliche Auswertung des Seminars, die intensiv von allen Teilnehmenden genutzt wurde.

Das Seminar verging aufgrund seiner hohen Informationsdichte, den hochspannenden Themen und den vielen sympathischen Referent:innen wie im Flug und machte große Lust darauf noch tiefer in das Thema einzusteigen. Einen besonders nachhaltigen Eindruck hinterließen die unterschiedlichen Einsatzberichte und die Erzählungen von persönlichen Erfahrungen der Referent:innen.

Durch ganz offene Gespräche, die Abfrage von Erwartungshaltungen, sowie verschiedene Gruppenarbeiten, wurden die Vorträge immer wieder aufgelockert, vorgetragene Lehrinhalte noch vertieft und ergänzt. Nun liegt es an den Kursteilnehmer:innen die Seminarinhalte nachzuarbeiten, den Bedarf in der eigenen Kultureinrichtung bzw. am eigenen Standort zu ermitteln und Strukturen für einen besseren und nachhaltigeren Kulturgutschutz zu installieren bzw. zu stärken.

Aufgrund der hohen Aktualität des Themas und des hohen Interesses am Seminar, soll dieses regelmäßig wieder stattfinden. Um den einzelnen Themen mehr Raum zu geben und die Inhalte durch Gruppenübungen noch weiter zu vertiefen, wird der Umfang ab 2024 auf eine ganze Woche erweitert. Das aktuelle Jahresprogramm und die Möglichkeit für die Anmeldung sind auf der Internetseite der BABZ zu finden.