Kongress der Grafikrestauratoren in Warschau

Von Montag, dem 23. bis zum Freitag, dem 27. September 2019 fand im Warschauer Polin Museum der 14. IADA Kongress statt. Unter den etwa 460 Anmeldungen waren ca. 220 aus […]

Von Montag, dem 23. bis zum Freitag, dem 27. September 2019 fand im Warschauer Polin Museum der 14. IADA Kongress statt. Unter den etwa 460 Anmeldungen waren ca. 220 aus dem deutschsprachigen Raum, aber es kamen auch weit angereiste Teilnehmer aus China, Australien, Indien und Kenia.

Mit 66 Vorträgen auf vier Tage verteilt hatte die IADA (Internationale Arbeitsgemeinschaft der Archiv-, Bibliotheks- und Graphikrestauratoren) ein straffes Programm zusammengestellt. 59 Vorträge dauerten jeweils 15 Minuten. Die anderen sieben waren in einem Block als so genannte „short lectures“ angelegt. In fünf Minuten langen Präsentationen konnten die Vortragenden einen knappen Einblick in das jeweilige Thema geben. Im Anschluss gab es immer ein wenig Zeit, Fragen zu stellen oder Kommentare und eigene Erfahrungen beizusteuern.

Die Vorträge waren nach unterschiedlichen Schwerpunkten sortiert und umfassten ein weites Spektrum an restauratorischen, konservatorischen und planerisch-theoretischen Fragestellungen. Die Themen Sammlungsmanagement und Depotverwaltung standen ebenso auf der Tagesordnung wie wissenschaftliche Abhandlungen zu neuen Untersuchungsmethoden und ganz praktische Einblicke in verschiedene Projekte wie z.B. die Massenbewältigung beim Glätten und Umlagern von unzähligen Karten und Plänen oder Zustandsprotokollierung auf dem iPad mit eigener Software.

Link zum Vortragsprogramm / Link zu den Abstracts

Vortragssprache war englisch. Bei Bedarf konnte man sich Kopfhörer ausleihen und einer Simultanübersetzung folgen. Sowohl das Publikum als auch die Redner waren eine bunte Mischung: entweder bei unterschiedlichen Institutionen, wie Museen, Archiven, Bibliotheken angestellt, an einer Hochschule tätig, noch Student oder Absolvent oder selbstständige Restauratoren.

Der 14. IADA-Kongress fand in Warschau im Museum der Geschichte der polnischen Juden statt. (Foto: Ricarda Holly)
Der 14. IADA-Kongress fand in Warschau im Museum der Geschichte der polnischen Juden statt. (Foto: Ricarda Holly)

Unterbrochen wurden die einzelnen Vortragsreihen von ausreichend langen Pausen, in denen man sich mit Kollegen austauschen, die Poster lesen und in den Buchauslagen stöbern konnte. Wie immer gab es auch zahlreiche Aussteller, von denen einige den Kongress als Sponsoren unterstützen. Ähnlich einer kleinen Messe konnte man diese besuchen und nach neuen Materialien oder Gerätschaften schauen, sich beraten lassen und natürlich einkaufen.

Abendempfang mit Spiel und Buffet - aber ohne Wodka

Der Abendempfang fand wie immer am zweiten Abend des Kongresses statt. Dazu traf man sich in der Akademie der bildenden Künste in den Räumen der Fakultät für Skulptur und Bühnenbau. Die polnischen Gastgeber hatten sich ein nettes Spiel für drei international gemischte Teams ausgedacht, bei dem Fragen und Schätzungen rund um das Thema Papierrestaurierung gestellt wurden. So sollte man schätzen, wie viel Lux von dem Flipchart reflektiert würden, wie hoch die relative Luftfeuchtigkeit und die Temperatur sei oder man musste blind erfühlen, wie dick ein Karton sei … Dazu gab es ein kaltes und warmes Buffet, Saft, Wasser, Bier und Wein, aber keinen Wodka.

Mitgliederversammlung mit Neuwahlen

Am Donnerstagvormittag wurde zunächst die Mitgliederversammlung abgehalten. Abschließend – wie alle vier Jahre – mit der Wahl des IADA-Vorstandes. Das fünfköpfige internationale Team wurde fast komplett neu gewählt, die Präsidentin Renate Mesmer noch einmal für vier Jahre bestätigt. Der erweiterte Vorstand wurde ebenfalls neu besetzt. Eine Beitragserhöhung für ordentliche und außerordentliche Mitglieder wurde beschlossen, während die Beiträge für die Studierenden gesenkt wurden.

Vielfältiges Rahmenprogramm

Der Freitag war für diverse Veranstaltungen reserviert. Hier wurden 21!!! verschiedene Veranstaltungen angeboten, darunter Workshops und Führungen. Das machte das Auswählen nicht leichter. Man konnte beim Kleisterkochen auf japanische Art oder bei diversen Techniken des Papierschöpfens praktisch tätig werden oder sich wissenschaftlich informieren und z.B. Möglichkeiten der zerstörungsfreien GC/MS(Gaschromatografie/Massenspektroskopie) kennenlernen. Insgesamt war es eine intensive Veranstaltung, die sich bestimmt für alle gelohnt hat. Ich bin gespannt auf den nächsten Kongress in zwei Jahren, welcher voraussichtlich in Valencia stattfinden wird.

Text und Foto von Ricarda Holly Stellvertretende Sprecherin der Fachgruppe Grafik, Archiv- und Bibliotheksgut im VDR und Vorsitzende des Förderkreises Konservierung Restaurierung e.V. mit freundlicher Unterstützung von Maren Dümmler