Mosaikglas-Schenkung vom Berliner Dom

Die Fachhochschule Postdam hat vom Berliner Dom eine Mosaikglas-Schenkung erhalten. Die nicht genutzen Mosaiksteinchen werden nun in der Studienrichtung Wandmalerei und Architekturoberflächen Anwendung finden. Prof. Dr. Jan Raue berichtet.

Die Fachhochschule Postdam hat vom Berliner Dom eine Mosaikglas-Schenkung erhalten. Die nicht genutzen Mosaiksteinchen werden nun in der Studienrichtung Wandmalerei und Architekturoberflächen Anwendung finden.

Ein Bericht von Prof. Dr. Jan Raue

Die Summe vieler kleiner Steinchen ... ist mehr als nur altes Glas in neuen Händen, könnte man sagen, um die im Juni 2021 erfolgte Übergabe von lange eingelagerten Mosaikgläsern aus dem Berliner Dom an die Fachhochschule Potsdam (FHP) zu kommentieren.

Im Zuge der Freimachung der Hohenzollerngruft unter dem Dom – erforderlich für die dort anstehenden denkmalpflegerischen Sanierungs- und Umbauarbeiten – tauchte, wie Dombaumeisterin Sonja Tubbesing berichtete, ein größerer Bestand an Glas und Glasbruchstücken auf, der einstmals für die Rekonstruktion der Mosaiken in der Domkuppel gedacht waren. Der Fund führt zurück in die 1980er Jahre, als für das Restaurierungsvorhaben erst Glas aus einheimischer Produktion angeschafft worden war, das dann aber doch keine praktische Verwendung fand. Der hohe Anspruch, der damals für die Dom-Restaurierung erhoben wurde, führte dazu, dass „die späte DDR“ Teile ihrer spärlichen Devisenreserven in die Hand nahm, um bei der Firma Ferrari & Bacci aus Pietrasanta (Provinz Lucca) Mosaikgläser höchster Qualität zu erwerben.

Nun ist eine neue Restaurierung im Dom – diesmal im Sockelgeschoss – Anlass, nicht genutzte und am bisherigen Ort nicht mehr nutzbare Baustoffe wieder in die Hand zu nehmen und diese in den Kreislauf von „Entwerfen, Bauen und Erhalten“ (um den Titel eines neuen Forschungsschwerpunkts an der FHP zu zitieren) zurückzuführen. Damit ist auch der Bogen nach Potsdam zur Fachhochschule geschlagen, die der Dombaumeisterin bereits durch mehrere gemeinsame Projekte, wie Forschungen und Entwürfen zum Thema der ehem. Denkmalskirche am Dom, bekannt ist. Die rund 0,8 Tonnen (!) an Glasstückchen („Smalten“, wie die Fachleute, die Mosaizisten, sagen), zu der sich der Berg der „Steinchen“ summiert, haben nun Dank der Initiative aus dem Dom den Weg zum Studiengang Restaurierung und Konservierung in Potsdam gefunden. Dort werden in der Studienrichtung Wandmalerei und Architekturoberflächen neben anderem Kurse zur Herstellung und Konservierung von Mosaiken angeboten, wofür dieser „gläserne Schatz“ ebenso willkommen ist, wie für praktische Projekte und Abschlussarbeiten an Mosaiken, wie z.B. zuletzt am Mosaikzyklus von 1972 am Rechenzentrum in Potsdam.

Ein schöner Zufall ist es, dass der mithilfe von Studierenden erfolgte Transport aus der Berliner „Gruft“ in die Potsdamer Werkstatt zeitlich gerade in einen laufenden fachbereichsübergreifenden Kurs mit dem Titel „Schutt-up!“ fällt. In diesem interdisziplinären Format geht es um das Recyceln und Neu-Denken von gebrauchten Baustoffen. Dabei schält sich heraus, dass ein „Up-Cyceln“, also Nachnutzen von „Schutt“ im weitesten Sinne, fast immer einem energieintensiven Schreddern und Verschütten („Down-Cyceln“) vorzuziehen ist. Hervorragend passt der Mosaik-Transfer also zu dieser im Kurs etablierten Überzeugung. Die FH Potsdam bedankt sich herzlich beim Berliner Dom für die so sinnvolle wie großzügige Spende zum Nutzen der Ausbildung des wissenschaftlichen, denkmalpflegerischen Nachwuchses und damit zur Ermöglichung weiterer zukünftiger Restaurierungen!

 

Mosaiksteine aus dem Berliner Dom wurden an die Fachhochschule Potsdam übergeben. Foto: Prof. Dr. Jan Raue, FHP.
Mosaiksteine aus dem Berliner Dom wurden an die Fachhochschule Potsdam übergeben. Foto: Prof. Dr. Jan Raue, FHP.