Am ersten Juli-Wochenende 2019 traf sich der Vorstand des VDR in Kassel. Im Gärtnerhaus des Marstallgebäudes hinter dem Schloss Wilhelmshöhe tauschten sich 35 Sitzungsteilnehmer über aktuelle Entwicklungen und Erfolge im berufspolitischen Umfeld, anstehende Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen aus. Ein Kurzbericht über sechs intensive Stunden.
Zweimal im Jahr, in aller Regel im Frühjahr und Sommer, kommt der Vorstand des VDR zusammen. Dabei beraten sich die Vorsitzenden der Fach-, Interessen- und Landesgruppen gemeinsam mit dem Präsidium und der Geschäftsstelle. Sie tauschen Informationen aus, diskutieren, stimmen ab und bereiten damit die Mitgliederversammlung im Herbst vor, zu der alle VDR-Mitglieder eingeladen sind. Am Samstag, 6. Juli 2019, traf man sich in jahrelanger Tradition erneut in Kassel, wo Präsidiumsmitglied Anne Harmssen für wunderbare Räumlichkeiten am Schlosshang und für erfrischende, köstliche Verpflegung gesorgt hatte. Nach einer Kennenlernrunde mit alten und neu hinzugekommenen Vorstandsmitgliedern berichtete das Präsidium über seine Aktivitäten seit der letzten Vorstandssitzung im März 2019 in Berlin (wir berichteten).
Zusammenarbeit mit Partnern
Der Verband pflegt regelmäßig Kontakte zu seinen zahlreichen Partnern.Mit der Europäischen Vereinigung der Restauratorenverbände (E.C.C.O) steht der VDR in engem Kontakt zur Vorbereitung des 2. Europäischen Tages der Restaurierung, zu dem Restauratoren bereits ihre Aktionen eintragen und Werbematerial bestellen können.
Mit dem Bundesverband der Freien Berufe (BFB) steht der VDR derzeit in engem Kontakt, um Einwände zur Einstufung von Diplomrestauratoren geltend zu machen. Hintergrund sind die bevorstehende Inkraftsetzung sowohl eines neuen Berufsbildungsmodernisierungsgesetzes (BBiMoG), als auch einer neuen Fortbildungsordnung der Restauratoren im Handwerk (FO RiH), wonach das Handwerk voraussichtlich auf DQR7 eingestuft werden wird. Hier möchte der VDR die korrekte Einstufung der Diplom-Restauratoren auf EQR/DQR7 erwirken. Derzeit sind diese auf DQR6 eingestuft.
Beim Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz (DNK) hat der VDR im März einen Vorschlag für den Deutschen Preis für Denkmalschutz eingereicht. Außerdem hat der Verband die Zusammenarbeit mit dem Goethe Institut mit einem ersten internationalen Projekt in Kasachstan aufgenommen. Dabei soll Museumspersonal in Kasachstan jährlich in einem einwöchigen Workshop durch Restauratoren aus Deutschland geschult werden. An einer ersten Besprechung vor Ort hat das Präsidiumsmitglied Anne Harmssen im Juni teilgenommen.
Auch zu den Hochschulen mit Restaurierungsstudiengängen sollen noch engere Bande geknüpft werden. So ist geplant, an den Hochschulen Gruppen von VDR-Aktiven zu bilden, die unter anderem Informationsveranstaltungen zum Verband und seinen Themen ausrichten und als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Auch soll es für Studienanfänger VDR-Willkommenspakete geben.
Tätigkeitsfeld Katastrophenschutz
Nach den Bränden in Rio de Janeiro und Paris ist das Thema Katastrophenschutz national und international weiter in den Vordergrund gerückt. Zu diesem Thema ist der VDR ein gefragter Partner und hat jüngst mit Vorträgen an Tagungen und Veranstaltungen vom Technischen Hilfswerk (THW), ArchHerNet, Deutsches Archäologischen Institut (DAI) und den Feuerwehren teilgenommen. Der VDR hält es an der Zeit, ein Netzwerk aufzubauen und eine mobilisierungsfähige Task Force zu entwickeln, die auch international funktioniert. Für Restauratoren ergeben sich hieraus durchaus neue Arbeitsfelder wie zum Beispiel die Schulung von THWlern zum Umgang mit Kulturgütern bei einer Bergung.
Erste Fälle für die Rechtshilfekosten-Unterstützung
Vizepräsidentin Birgit Schwahn berichtete, dass es aktuell mehrere juristische Auseinandersetzungen gibt, die der VDR dank seiner zum Jahresbeginn eingeführten Rechtshilfekosten-Unterstützung (RKU) unterstützen kann. Dabei haben zwei angestellte Restauratorinnen im Öffentlichen Dienst auf Eingruppierung in EG13 geklagt und in erster Instanz gewonnen, jedoch wurde vom Arbeitgeber Revision eingelegt. Eine weitere Restauratorin hat die erste Instanz verloren, die Begründung liegt noch nicht vor. Zudem hat der VDR den Rechtsstreit eines selbstständigen Freiberuflers begleitet, der von der Zusatzversorgungskasse des Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerks (ZVK) verklagt worden war (wir berichteten). Der Diplom-Restaurator hat die zwei ersten Instanzen gewonnen, jedoch hat die Klägerin Revision eingelegt. Die Begründungsschrift muss bis August eingereicht werden. Der Fall geht also an das Bundesarbeitsgericht, wobei Ergebnisse voraussichtlich 2020 zu erwarten sind. Die genannten Rechtsstreitigkeiten wird der VDR weiter finanziell und ideell begleiten.
Neue Berufshaftpflichtversicherung für Restauratoren
Einen großen Erfolg konnte Vizepräsident Olaf Schwieger verkünden: Nach Verhandlungen zwischen dem Präsidium und der Brandenburger Ingenieurkammer haben Restauratoren nun erstmals die Möglichkeit eine Berufshaftpflichtversicherung für Planende – nicht zu verwechseln mit einer Betriebshaftversicherung oder einer Berufshaftpflichtversicherung – abzuschließen. Diese bildet nun spezifische Grundvoraussetzungen für den Zugang zur Ingenieurkammer und ermöglicht zudem erstmals als Fachplaner in der Restaurierung professionell tätig zu werden. Aus den Bundesländern berichteten die Vorsitzenden, dass mittlerweile einige Restauratoren in die Ingenieurkammern eingetreten sind. Dies sei in Bayern, Baden-Württemberg, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen der Fall. Weitere Verhandlungen mit den Kammern in anderen Ländern laufen.
Honorarordnung und Berufsbild
Die Frage der Honorarordnung für Restauratoren bleibt zentral und war auch Thema der Vorstandssitzung. Der Vizepräsident Olaf Schwieger und die Geschäftsführerin Dr. Christiane Schillig berichteten in diesem Zusammenhang, dass der Europäische Gerichtshof die Honorarordnungen der Architekten und Ingenieure gekippt habe und Preise neu verhandelt werden müssen (Bericht Tagesschau). Vor diesem Hintergrund hat sich im VDR ein Arbeitskreis Honorarordnung gegründet, der in enger Zusammenarbeit mit der Brandenburgischen Ingenieurkammer (BBIK) an einer Regelung für die Honorierung von restauratorischen Planungsleistungen arbeitet. Dieser hat sich im Juni erstmals getroffen und wird bis voraussichtlich Herbst/Winter erste Entwürfe erarbeiten.
Im Wissen, dass eine Honorarordnung für Restauratoren aktuell, auch aus kartellrechtlichen Gründen, noch nicht umsetzbar ist, veröffentlicht der VDR seit September 2018 eine Serie zu ökonomischen Fragen des Restauratorenberufs. Das Präsidium verwies in diesem Zusammenhang nochmals darauf, dass die Artikel dauerhaft im Mitgliederbereich der VDR-Website nachzulesen sind. Das Präsidium brachte darüber hinaus die dringende Notwendigkeit zum Ausdruck, dass in der Mitgliedschaft eine große Sensibilität dafür herrscht, dass gewisse existenzsichernde Honoraruntergrenzen nicht durch Dumpingangebote gerissen und dadurch Existenzen gefährdet werden.
Parallel zur Entwicklung einer Honorarordnung stehe es an, auch ein Berufsbild zu formulieren in Anlehnung an andere planende Berufe. Beabsichtigt sei eine Beschreibung des Berufs in all seinen Facetten, so, wie er wirklich ist (statt wie man ihn sich wünscht) in Zusammenarbeit aller Fachgruppen. Damit würde den Restauratoren ein Werkzeug an die Hand gegeben, das in vielen Konfliktfeldern zur Klärung beitragen könnte.
Wahlen
In diesem Jahr haben in Europa und mehreren Bundesländern Wahlen stattgefunden. Der VDR hat diese vor- und nachbereitend begleitet und Wahlprüfsteine an die Parteien geschickt. Diese werden nun auch nach den Wahlen für Gespräche genutzt. Diese Wahlroutine ist dem berufspolitischen Referenten zu verdanken, der nun für eine gewisse Kontinuität sorgt.
Berufsregister und Website
Diskutiert wurde auch über die Weiterentwicklung der VDR-Website und hierbei insbesondere über das Berufsregister – online Restauratorensuche genannt. Dieses soll als Qualitätsinstrument ausgebaut werden. Einen ersten Schritt hierzu hat der Programmierer des VDR Anfang Juli umgesetzt: Die Eingabemaske zum Erstellen und Bearbeiten von Einträgen der Ordentlichen Mitglieder wurde so überarbeitet, dass die Fachrichtungen nach Studienabschluss/Ausbildung eingegeben werden und weitere Interessen und besondere Kenntnisse angegeben werden können. Auch wurden einige der Geschäftsstelle bekannte Fehler in der Suchmaske behoben. Olaf Schwieger und Christiane Schillig berichteten, dass die Mitglieder demnächst eine Mail hierzu erhalten werden.
Außerdem soll für Neuaufnahmen in den VDR eine Eintragungskommission eingerichtet werden, die künftig Empfehlungen zur Aufnahme von Mitgliedern ohne deutschen Studienabschluss und ohne konsekutiven Masterabschluss oder Diplom in den VDR abgeben. Aktuell übernehmen diese Aufgabe die Vorstandsmitglieder. Das Thema wird in der Mitgliederversammlung diskutiert und abgestimmt werden.
Redaktionsmitglieder gesucht
Dr. Ute Stehr, die aktuell die VDR-Fachzeitschrift „Beiträge zur Erhaltung von Kunst- und Kulturgut“ kommissarisch leitet, rief dazu auf, dass sich Restauratoren, die an der Mitarbeit in der Redaktion interessiert sind, bei ihr melden mögen. Aktuell sucht die Redaktion drei neue Redakteure, die Freude daran haben, ein Heft entstehen zu sehen.
Wiedersehen in Köln
Am Ende des themenreichen Tages gingen die Vorstandsmitglieder bepackt mit reichlich Werbematerial zum Europäischen Tag der Restaurierung nach Hause. Die VDR-Mitglieder können somit ab sofort Poster in DIN A2 und DIN A3 bei den Sprechergremien der der Fach-, Interessen- und Landesgruppen anfragen und bei lokalen Treffen abholen. Außerdem sind zahlreiche Werbematerialien online kostenfrei bestellbar.
Nun hofft der der VDR auf die Registrierung von zahlreichen Veranstaltungen in ganz Deutschland und freut sich auf einen erfolgreichen 2. Aktionstag am 13. Oktober 2019 und ein Wiedersehen auf der Mitgliederversammlung am 23. November 2019 in Köln!
Bericht: Patricia Brozio, VDR-Geschäftsstelle