Zwei Perspektiven, ein Ziel: Nachhaltige Technik im Museum

Das Klima zu verbessern – das war das Ziel der Tagung "Zwei Perspektiven, ein Ziel: Nachhaltige Technik im Museum" in Wien. Buchstäblich auf Museen bezogen, aber auch im übertragenem Sinne zwischen Techniker:innen und Restaurator:innen in den Museen. Es ging darum, sich auf den neuesten Stand zu bringen und die Verständigung zwischen den beiden Berufsgruppen zu fördern, die im Allgemeinen zwar gut klappt, die aber aufgrund der unterschiedlichen Herangehensweisen und Hintergründe manchmal nicht einfach ist.  Ein Bericht von Gisela Gulbins...

Über die Herbsttagung der DMB-Arbeitskreise "Konservierung / Restaurierung" und "Gebäudemanagement & Sicherheit" vom 20. bis 22.09.2023 im Weltmuseum Wien

 

Ein Bericht von Gisela Gulbins

Das Klima zu verbessern – das war das Ziel der Tagung "Zwei Perspektiven, ein Ziel: Nachhaltige Technik im Museum" in Wien. Buchstäblich auf Museen bezogen, aber auch im übertragenem Sinne zwischen Techniker:innen und Restaurator:innen in den Museen. Es ging darum, sich auf den neuesten Stand zu bringen und die Verständigung zwischen den beiden Berufsgruppen zu fördern, die im Allgemeinen zwar gut klappt, die aber aufgrund der unterschiedlichen Herangehensweisen und Hintergründe manchmal nicht einfach ist.

Miteinander ins Gespräch zu kommen ist in so einem Fall die bewährte Vorgehensweise. Das geschah im beeindruckenden Ambiente des Weltmuseums Wien bei schönstem Wetter und angenehmen Temperaturen. Die Kommunikation wurde gleich am Anfang dadurch gefördert, dass Restaurator:innen und Techniker:innen durch Platzkarten dazu aufgefordert wurden, abwechselnd zu sitzen. So entstanden schon die ersten netten Gespräche mit den Sitznachbarn.

Die Tagung gliederte sich in drei Themenblöcke: „Klima“ am Mittwoch, „Licht“ am Donnerstag und „Sicherheit“ am Freitag, jeweils natürlich auf Museen bezogen. Donnerstagnachmittag bestand zudem die Möglichkeit, die Depots des Kunsthistorischen Museums und die des Wienmuseums zu besichtigen, die sich in einem vor wenigen Jahren erbauten Gebäudekomplex vor den Toren der Stadt befinden.

Das Thema des Tages wurde jeweils durch einen Vortrag aus dem Bereich Technik und aus dem Bereich Restaurierung beleuchtet und anschließend durch Fallbespiele aus verschiedenen Museen ergänzt. Zum Schluss gab es reichlich Zeit für Diskussion, Fragen und Anmerkungen.

Dr. Peter Holzer vom Ingenieurbüro P. Jung Wien machte am Mittwoch den Anfang mit einem historischen Überblick über Klimaempfehlungen für Museen. Nach einigen physikalischen Erläuterungen ging er genauer auf die 2013 bis 2017 erfolgte Generalsanierung des Weltmuseums ein, welche er von klimatechnischer Seite mit betreute.

Welche Auswirkungen Klimaschwankungen auf Objekte haben können, erklärte Dr. Kristina Holl von der Universität Bamberg. Das Thema beschäftigte sie auch in ihrer Dissertation, womit sie maßgeblich zur Grundlagenforschung beitrug. Sie betonte aber auch, dass hierzu noch weitere Forschungsprojekte dringend nötig und glücklicher Weise auch in Arbeit seien.

In den anschließenden Fallbeispielen wurden Erfahrungen aus Museen geschildert, wie mit geringem technischen und energetischem Aufwand gute Klimabedingungen geschaffen werden können. Es ging ebenfalls um Sinn und Unsinn des Leihverkehrs und wie mit übertriebenen (?) Klimavorgaben umgegangen wird. Auch die manchmal fehlende Kommunikation innerhalb der Häuser und Verbesserungsvorschläge kamen zur Sprache.

Nach einem gemeinsamen Abendessen mit der Möglichkeit, örtliche kulinarische Spezialitäten zu probieren und vielen anregenden Gesprächen ging es am nächsten Tag um das Thema Licht. Kunst- und Tageslicht im Museum mit den jeweiligen physikalischen Eigenschaften beleuchteten Dr. Karten Ehling und Dr. Thomas Müller von der Lichtvision Design GmbH Berlin. Sie zeigten, welche Effekte sich mit unterschiedlichen Beleuchtungsstärken, Lichtfarben bzw. Farbtemperaturen erzielen lassen, welche Möglichkeiten der Verschattung es gibt und welche Lampen sich für museale Präsentationen besonders eignen.

Franziska Butze-Rios von den Landessammlungen Niederösterreich in Krems sprach über Lichtschäden an Objekten, Blaumaßstäbe in Vitrinen und über die Einführung eines Luxstundentagebuchs für empfindliche Objekte. Auch waren der Leihverkehr und die Art der Objektpräsentation Thema.

Bei den Fallbeispielen und der anschließenden Diskussion wurde immer wieder betont, wie störungsanfällig und teuer aufwändige Lichtsysteme sind. Mit einfachen Mitteln, die die Wahrnehmung des menschlichen Auges berücksichtigen lässt sich bereits viel erreichen. Verschattungsmethoden, UV-Schutz und Energiegewinnung durch Fotovoltaik wurden ebenfalls besprochen, ebenso Lichtkonzepte mit Blick auf die nötige Umstellung auf LEDs.

Nach einem kleinen Imbiss ging es dann mit Bussen nach Himberg zur Depotbesichtigung. Wir bekamen einige der für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Sammlungskleinodien zu sehen, vor allem aber durften wir aus dem reichen Erfahrungsschatz der Depotplaner und -nutzer schöpfen, die uns auf die „Do“s und „Don’t“s beim Bau eines neuen Depots hinwiesen.

Wieder endete der ereignisreiche Tag in einem netten gemeinsamen Abendessen, das den Horizont zur Abwechslung in gustatorischer Hinsicht erweiterte. Veilchen Spritz hatte ich zumindest vorher nie probiert.

Am Freitag referierte Kunstfahnder René Allonge vom Landeskriminalamt Berlin über Sicherheitsaspekte in Museen. Am Beispiel der Diebstähle im Brücke-Museum 2002 und im Bode-Museum 2017 zeigte er Sicherheitslücken auf und Wege, diese zu schließen. Es kamen aber auch sich wandelnde Täterprofile zur Sprache und das Dilemma der Museumsdirektionen, bei leeren Kassen möglichst auf dem neuesten Stand der Sicherheitstechnik zu bleiben.

In der Abschlussdiskussion zeigte sich, dass das Ziel der Tagung auf jeden Fall erreicht wurde. Die Klimaproblematik konnte zwar wie erwartet nicht gelöst werden, aber durch die Darstellung sowohl aus Technik- als auch aus Restaurierungssicht wurde das Verständnis füreinander auf beiden Seiten gefördert und gemeinsam nach Lösungen gesucht. Sehr hilfreich waren dabei auch die hervorragende Organisation und die offene Art der Gesprächsführung. Fazit: aufgeschlossen neuen Ideen gegenüber sein, weiter forschen und im Gespräch bleiben. Es geht schließlich allen um das Eine: die Erhaltung der Kunst bei gleichzeitiger Schonung der Ressourcen. Wo ließe sich darüber besser nachdenken als in einer Stadt voller atemberaubender Kunstwerke?

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