Nachruf zum Tode von Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Magirius

Am 13. Juni 2021 verstarb der sächsische Kunsthistoriker und Denkmalpfleger Professor Dr. Dr. h.c. Heinrich Magirius.

Am 13. Juni 2021 verstarb der sächsische Kunsthistoriker und Denkmalpfleger Professor Dr. Dr. h.c. Heinrich Magirius.

»Mit ihm verliert die sächsische Denkmalpflege eine Persönlichkeit, die über mehr als vier Jahrzehnte nicht nur die Denkmallandschaft, sondern auch das Denkmalbewusstsein zahlreicher Menschen nachhaltig geprägt hat«, so Alf Furkert, Sächsischer Landeskonservator.

Heinrich Magirius bei sich zu Hause. Foto: Sebastian Kahnert, 2009.
Heinrich Magirius bei sich zu Hause. Foto: Sebastian Kahnert, 2009.

Heinrich Magirius, geboren am 1. Februar 1934, stammt aus Dresden. Er studierte Kunstgeschichte sowie klassische und christliche Archäologie in Greifswald und Leipzig. Nach seiner Promotion im Jahr 1958 über „Die Baugeschichte des Klosters Altzella“ wirkte er als Mitarbeiter am damaligen Institut für Denkmalpflege in Dresden – später Landesamt für Denkmalpflege Sachsen – in verschiedenen Positionen mehr als vierzig Jahre lang aktiv für die Denkmale und die Denkmalpflege in Sachsen – zuletzt als Landeskonservator des Freistaates Sachsen.

Seit 1989 unterrichtete Magirius an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, wo er eine Gastprofessur erhielt. 1991 habilitierte er sich über die Geschichte der Denkmalpflege in Sachsen – gleichsam die Entwicklung Sächsischer Denkmalpflege-Tradition wie auch die Ergebnisse seiner eigenen Arbeit an zahlreichen Baudenkmalen Sachsens zusammenführend.

Heinrich Magirius war mitverantwortlich für den Wiederaufbau der Schneeberger St. Wolfgangskirche, der Dresdner Semperoper, des ehemaligen Residenzschlosses und zuletzt der Frauenkirche zu Dresden.  Hier war er 1990 Mitautor des „Rufes aus Dresden" zum Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche und begleitete diesen bis zur offiziellen Wiedereinweihung des Kirchenbaus im Oktober 2005. Restaurierungen am Freiberger und am Meißner Dom, in den Zisterzienserinnenklöstern St. Marienstern und St. Marienthal sowie an der Thomaskirche Leipzig zählen zu den prominenten Wirkungsstätten von Heinrich Magirius. Viele weitere bedeutende und namhafte Objekte wären hier zu ergänzen.

Allen Projekten gemeinsam ist die enge Kommunikation, die Heinrich Magirus nicht allein mit den Eigentümern und Nutzern der Baudenkmale führte, sondern ebenso mit den projektbeteiligten Planer:innen und – ganz besonders - mit Restaurator:innen. Dieser Schulterschluss brachte einen wertvollen Gewinn an Erkenntnis und Verständnis über die zu bearbeitenden Objekte für beide Disziplinen – für die kunsthistorische wie auch die restauratorische. Oft sind dabei die restauratorischen farbarchäologischen Untersuchungen und deren kunsttechnologische Bewertung in die Restaurierungskonzeptionen zur Wiedergewinnung historischer Architekturfarbigkeit eingegangen – so etwa in den spätgotischen sächsischen Hallenkirchen von Annaberg-Buchholz, Freiberg, Schneeberg, Marienberg ...

Aber auch Restaurierungsvorhaben an profanen Kulturbauten profitierten von diesem „Nahe-Dran-Sein“ beim unmittelbaren Handanlegen durch Restaurator:innen. Wie kostbar und wichtig ist es doch, wenn sich vertieftes kunstwissenschaftliches Wissen und Erkenntnisse zur Kunsttechnologie und Materialkunde miteinander verzahnen! Heinrich Magirius hat mehr als eine Generation von Restaurator:innen durch seine Sachkenntnis, Beobachtungsgabe und Mitteilungsfreude in ihrer Arbeit beeinflusst und unterstützt. Reger Austausch zwischen Kunstwissenschaftler:innen, Historiker:innen und Restaurator:innen lässt aufgedeckte Befunde zu belastbaren Interpretationen reifen und Qualität wachsen. Wie wichtig und richtig diese Symbiose in der Denkmalpflege ist, hat Heinrich Magirius in einem langen arbeitsreichen Berufsleben gezeigt und bewiesen.

Neben seinem Engagement in verschiedenen Gremien und Vereinen zum Erhalt und der Pflege der Baukultur hinterließ der Autor Heinrich Magirius zahlreiche Publikationen zu Themen der Denkmalpflege, der Bau- und Kunstgeschichte sowie der Archäologie. Vor dem Hintergrund seines umfangreichen und tiefen Fachwissens trug er mit großer Beharrlichkeit und Empathie dazu bei, die Kunst- und Kulturgeschichte sowie die Denkmalpflege im öffentlichen Bewußtsein zu konsolidieren. Dies verhalf nicht nur ihm selbst, sondern auch seinem Dresdner Amt zu internationaler Anerkennung. Der Freistaat Sachsen würdigte das mit dem Sächsischen Verdienstorden, der Heinrich Magirius 2004 verliehen wurde.

Im Namen all der VDR-Restaurator:innen, die mit Heinrich Magirius zusammenarbeiten durften, darf ich sagen, dass unsere Gedanken und unser Mitgefühl dabei auch bei seiner Familie sind - ganz zuerst bei seiner Frau Angelika, die ihn ein erlebnisreiches Leben lang begleitet und dabei seine Arbeit immer unterstützt und ermöglicht hat. Danke!

Sven Taubert
Dresden, im Juli 2021