Rückblick auf die 42. Vorstandssitzung

Bei der zweiten Vorstandssitzung des VDR in diesem Jahr gaben das Präsidium und die Vorsitzenden der Fach-, Interessen- und Landesgruppen einen aktuellen Status Quo. Auf der Agenda standen unter anderem die Entwicklungen in den Bereichen Kulturgüterschutz und Arbeitssicherheit, der Ausbau des eigenen Webinar-Angebots und die geplanten Initiativen im Vorfeld der Tarifverhandlungen der Länder. Durch die Corona-Pandemie geriet außerdem die soziale Absicherung für angestellte und selbstständige Freiberufler stärker in den Fokus.

Bei der zweiten Vorstandssitzung des VDR in diesem Jahr gaben das Präsidium und die Vorsitzenden der Fach-, Interessen- und Landesgruppen einen aktuellen Status Quo. Auf der Agenda standen unter anderem die Entwicklungen in den Bereichen Kulturgüterschutz und Arbeitssicherheit, der Ausbau des eigenen Webinar-Angebots und die geplanten Initiativen im Vorfeld der Tarifverhandlungen der Länder. Durch die Corona-Pandemie geriet außerdem die soziale Absicherung für angestellte und selbstständige Freiberufler stärker in den Fokus.

Zweimal jährlich – jeweils im März und Juni – tagt der Vorstand des VDR. Beide Sitzungen dienen der Vorbereitung der Jahresvollversammlung im November, zu der alle Mitglieder eingeladen sind.
Zweimal jährlich – jeweils im März und Juni – tagt der Vorstand des VDR. Beide Sitzungen dienen der Vorbereitung der Jahresvollversammlung im November, zu der alle Mitglieder eingeladen sind.

Ein Vierteljahr in viereinhalb Stunden

Die Belange von drei Monaten zu referieren und die Meinung zu künftigen Strategien einzuholen, war das Ziel der viereinhalbstündigen Videokonferenz des VDR-Vorstands am 12. Juni 2021. Dabei schickte das Geburtstagskind VDR einen Wunsch voraus: Zum Jubiläum möchte der Berufs- und Fachverband der Restauratoren nicht nur feiern und auf 20 Jahre Engagement zurückblicken (zum Beispiel in einer stetig wachsenden Chronik). Der VDR möchte auch dazu animieren, die Begeisterung für den Beruf nach außen zu tragen. Denn jeder Einzelne hat es in der Hand zu zeigen, wie erfüllend und wie wichtig unser Beruf ist. Wir alle können zur Bewusstseins- und Meinungsbildung beitragen, dass der Restaurator:innenberuf attraktiv ist und bleibt. Möglicherweise können wir ihn noch attraktiver machen, indem wir unsere Begeisterung für das, was wir tun, ins persönliche Umfeld weitertragen. Aber auch für ein Engagement im erweiterten Vorstand des VDR möchten wir werben, denn wenn eine Person das Amt niederlegt, braucht es Nachwuchs für die Sprecher:innenteams der Fach-, Landes- und Interessengruppen. Denn dort entstehen die vielfältigen Themen und ein breites Netzwerk aus Mitgliedern und Partnern.

Kulturgüterschutz und Arbeitssicherheit

Über bestehende Netzwerke und Partnerschaften berichtete auch das Präsidium. So bemüht sich der Arbeitsausschuss Kulturgüterschutz, für Katastrophenfälle schnelle fachliche Hilfe anbieten zu können und sich weithin zu vernetzen. Nachdem sich im Frühjahr VDR-Restaurator:innen für verschiedene Einsatzbereiche gemeldet haben, darunter Module wie Fernerkundung, Autopsie vor Ort, Logistik, Notfalldokumentation und Kulturgut-Rettungscontainer, engagieren sie sich in kleiner Runde via Digitalkonferenzen, definieren Kompetenzen und Aufgaben und tragen Fachliteratur zum Thema zusammen. Das Deutsche Archäologische Institut (DAI) und das Technische Hilfswerk (THW) arbeiten mit denselben Modulen, so dass institutionsübergreifende Kooperationen leichter möglich sein werden. Künftig werden insbesondere der inländische Kulturgüterschutz und Notfallpläne für deutsche Museen im Fokus stehen.

Der 2020 gegründete Arbeitsausschuss Arbeitssicherheit hat  inzwischen Expert:innen für die verschiedenen  Sparten der Arbeitssicherheit eingesetzt. Zusammen bilden sie ein Kompetenzteam, das aktuell noch das sehr umfangreiche Aufgabengebiet sondiert – angefangen bei schadstoffbelasteten Kulturgütern über gesundheitsgefährdende Restaurierungsmittel und Sicherungsmaßnahmen auf Baustellen bis hin zu anderen physischen und psychischen Belastungen am Arbeitsplatz.  Wie bedeutsam das Thema für die Berufsgruppe ist, zeigte kürzlich auch eine Online-Weiterbildung der Interessengemeinschaft Selbstständige Freiberufler im VDR.

Erschließung von wissenschaftlichen Datenbeständen

Zum Thema Partnerschaften zählt auch die Beteiligung des VDR an der Förderlinie NFDI. Dabei geht es im Teilbereich NFDI4Objects darum, Datenbestände aus Wissenschaft und Forschung, die sich mit archäologischen Funden, Artefakten, Architektur bis hin zu ökologischen Überresten befassen, systematisch zu erschließen, nachhaltig zu sichern und zugänglich zu machen sowie (inter-)national vernetzen.  Aktuell kommt ein Großteil der Datenbestände noch aus dem archäologischen Bereich. Entsprechend sollen die Bereiche Restaurierung und Denkmalpflege nun ergänzt werden. Für NFDI4Objects wird gerade ein zweiter Antrag auf Fördermittel vorbereitet, wobei aktuell an einer präzisen Beschreibung der geplanten Maßnahmen gearbeitet wird und auch Hochschulen einbezogen werden sollen.

Tarifverhandlungen und soziale Absicherung

Ob angestellt oder selbstständig, Restaurator:innen werden oftmals nicht fair bezahlt. Der VDR setzt sich dafür ein, dass sich das ändert. Restaurator:innen im öffentlichen Dienst unterstützt der Verband beim Ringen um Höhergruppierungen. Erfolgreich gelingt dies seit zweieinhalb Jahren über die Rechtshilfekostenunterstützung. Zudem wird der VDR seit Jahren im Rahmen der Tarifverhandlungen aktiv mit dem Ziel auf die bestehenden, teils veralteten Entgeltordnungen Einfluss zu nehmen. Dabei  kann der VDR nur indirekt über Restaurator:innen bei ver.di auf das Geschehen einwirken (Verbände können nicht Mitglied werden). In Vorbereitung auf die Verhandlungen bei den Ländern im Herbst hat sich daher ein Team aus ver.di- und VDR-Mitgliedern gebildet. In der Folge ist ein Restaurator:innen-Netzwerk bei ver.di gegründet worden, um für eine bessere Sichtbarkeit innerhalb der Gewerkschaft zu sorgen. Für die anstehenden Tarifverhandlungen wurde außerdem eine Stellungnahme formuliert und an die ver.di-Sekretäre verschickt. Ergänzend soll ab Juli eine Social Media- und Poster-Kampagne des VDR öffentlich auf die Schieflage aufmerksam machen.

Noch prekärer – und das hat die aktuelle Krise nochmals verdeutlicht – ist die soziale Absicherung der selbstständigen Restaurator:innen. Mit knappem Budget sind diese auf der Suche nach einer guten und günstigen Krankenversicherung, möglicherweise auch einer Arbeitslosenversicherung und einer soliden Altersvorsorge. Dabei geht es ihnen wie den anderen rund 2,2 Millionen Solo-Selbstständigen, die in der Gesellschaft ungenügend abgesichert sind. Für Krankheit, Unfall, Arbeitslosigkeit und Erwerbsminderung, Alter und den Fall der Pflegebedürftigkeit müssten sie einen doppelt so hohen Anteil aufbringen wie Angestellte und somit den Anteil, den sonst der/die Arbeitgeber:in abführt, berücksichtigen. Dies ist in der Realität aber häufig nicht der Fall, da Stundensätze oftmals viel zu gering kalkuliert werden – auch als Resultat einer in Deutschland praktizierten Ausschreibungspraxis, die das günstigste Angebot berücksichtigt und nicht etwa – wie in der Schweiz – das mittlere.

Screen_Christiane_Absicherung_02

Das Thema der sozialen Absicherung ist somit eng verwoben mit der Bezahlung. Beiden Belangen möchte sich das Präsidium verstärkt widmen und dabei unterschiedliche Lösungsansätze verfolgen:

Ein erster Weg in diese Richtung war bereits der Zugang zum Versorgungswerk der Ingenieurkammern, der sich allerdings nur an planend tätige Restaurator:innen richtet und seit etwa drei Jahren möglich ist. Auch hat die VDR-Geschäftsstelle die redaktionelle Reihe Mit Kalkul ins Leben gerufen mit dem Ziel VDR-Mitglieder über Stundensatzkalkulation, freiwillige gesetzliche Kranken/Pflegeversicherung und Möglichkeiten der dreistufigen Altersvorsorge aufzuklären. Diese Reihe wird fortgesetzt und soll auch durch Webinare/Seminare ergänzt werden. Da es sich um kein berufsspezifisches Problem handelt, erscheint es außerdem sinnvoll Allianzen mit anderen betroffenen Verbänden zu knüpfen und gemeinsam mit dem Bundesverband der Freien Berufe Lobby-Arbeit für solo-selbstständige Freiberufler zu betreiben.  Zudem hat sich erst jüngst die Arbeitsgruppe „Soziale Sicherung“ innerhalb der IGSF gebildet, die ebenfalls Lösungsansätze sondieren möchte.

Auch aus der Politik gibt es Lösungsansätze, die der VDR mitverfolgt. So könnte ein Versorgungssystem nach dem Vorbild der Künstlersolzialkasse (KSK) für Solo-Selbstständige – ein sogenanntes Solo-Selbstständigenversicherungsgesetz entstehen. Auch gibt es Einzelmaßnahmen wie das politische Engagement für die Pflicht zur gesetzlichen Renten- und Arbeitslosenversicherung für Solo-Selbstständige und die weitere Herabsetzung der unteren Beitragsbemessungsgrenze für freiwillig gesetzlich versicherte Selbstständige. Über die weiteren Entwicklungen werden wir informieren.

Finanzlage und Mehrjahresplan

Wie immer war auch der Haushalt des VDR Thema. Dabei zeigte sich, dass dieser 2021 mit mindestens einer schwarzen Null, vermutlich aber coronabedingt sogar mit einem kleinen Plus schließen wird. Denn es sind weniger Ausgaben als geplant angefallen. Die betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) und ein Mehrjahresplan für die Folgejahre zeigen, dass bei einem Betrieb unter normalen Bedingungen mit Präsenzveranstaltungen jedoch mehr Kosten entstehen werden. Entsprechend wurden Lösungsvorschläge präsentiert. Erwogen werden Einsparungen wie zum Beispiel die Umsetzung einer der beiden Vorstandssitzungen pro Jahr als Videokonferenz, zusätzliche Einnahmen durch das Inrechnungstellen von Anzeigen sowie gestaffelte Mitgliedsbeiträge im moderaten Rahmen der Inflationsrate von zirka 2%. Ebenfalls diskutiert wurde das teilweise Abschmelzen der Rücklagen. Über den Haushaltsplan wird auf der Mitgliederversammlung abgestimmt. Informationen dazu werden im Vorfeld kommuniziert.

Und sonst…

Auf der Tagesordnung standen noch weit mehr Themen, zu denen wir sicherlich in Kürze ausführlicher berichten können. Im Entstehen ist zum Beispiel ein neu formuliertes Berufsbild, an dem 19 Fachgruppen mitwirken. Auch möchte der VDR gegen Diskriminierung am Arbeitsplatz aktiv werden. Da viele kleine Betriebe keine Antidiskriminierungsstelle oder eine(n) Gleichstellungsbeauftragte(n) bieten können,  soll beim VDR für Betroffene eine Kontakt- und Anlaufstelle entstehen. Nach der Sommerpause, wohl ab Mitte September, sind vom VDR Seminare zur Einführung ins Thema und zur Sensibilisierung geplant.

Berichtet wurde außerdem über die Fortführung des NRW-Restaurierungsprogramms, die auffallend guten Besucher- und Klickzahlen der Webauftritte, das wachsende Online-Angebot und die neue Webinar-Reihe THEMA heute, die sehr gut angenommen wird. Auch war die Freude groß, dass die Umsetzung des Deutschen Restauratorenpreises mit der nun erstellten Satzung und Geschäftsordnung in die nähere Zukunft rückt.

 

Bericht: Patricia Brozio, VDR-Geschäftsstelle