Tagung „Im Fokus: Licht!“ – ein Nachbericht

Vom 26. bis 28. September 2019 fand in Weimar die Tagung „Im Fokus: Licht!“ statt, die von der VDR-Fachgruppe Präventive Konservierung organisiert wurde. Treffender als mit dem Goethe-Nationalmuseum hätte der […]

Vom 26. bis 28. September 2019 fand in Weimar die Tagung „Im Fokus: Licht!“ statt, die von der VDR-Fachgruppe Präventive Konservierung organisiert wurde. Treffender als mit dem Goethe-Nationalmuseum hätte der Ort für dieses Thema nicht gewählt werden können. Der Festsaal mit Platz für 100 Personen war bis auf den letzten Stuhl ausgefüllt – und zwar bei allen Vorträgen.

Die große Nachfrage zu dieser Veranstaltung spiegelte den aufgelaufenen Wissendurst von Restauratoren und Wissenschaftlern anderer Disziplinen zu diesem Thema. Dass das Schädigungspotenzial von Licht und seine Auswirkungen in der Kunstwissenschaft schon lange bekannt sind, zeigten gleich mehrere Referenten auf. Die in den Präsentationen gezeigten typischen Schadensbilder veranschaulichten eindrücklich, welch vernichtende Wirkung von Licht ausgehen kann. Die Hauptproblematik der Museen, ihre Objekte ästhetisch angemessen bei gleichzeitiger Minimierung des Schädigungsrisikos auszustellen, war somit thematischer Aufhänger der Tagung.

Den Anfang der Vortragsreihe bildeten Einführungen in die chemischen und physikalischen Grundlagen zu den Themen Licht und Schädigungspotenzial. Diese und weitere Vorträge veranschaulichten, dass die Wirkung von Strahlung und die chemisch-physikalischen Vorgänge höchst komplex sind. Die Referenten stellten verschiedene Versuchsaufbauten und Messreihen vor. Dabei wurden Ergebnisse, aber auch ihre Grenzen aufgeführt. Berichte von Schwierigkeiten und Ungenauigkeiten bei Messungen und Monitoring unterstrichen, dass es nicht nur eine ganze Reihe Faktoren sind, die eine Beleuchtungssituation und die von ihr ausgehende Schädigung ausmachen, sondern dass auch die Auswertung und Umsetzung eines spezialisierten Wissens bedarf.

Ein Exkurs in Wahrnehmungs-Physiologie und Psychologie durfte nicht fehlen. Spielen doch auch das subjektive Empfinden des Betrachters und Faktoren wie Lichtrichtung und Umgebungsfarbe entscheidende Rollen beim Erleben von Kunstwerken.

Die Referenten berichteten von Strategien an ihren Institutionen, beispielsweise im Umgang mit Ausleihen und Ausstellungsintervallen. Aber auch von den Möglichkeiten Sammlungsräume in verschiedene Schadenskategorien zu unterteilen und entsprechend Konzepte zu entwickeln. In weiteren Vorträgen wurden unterschiedliche Konzepte an Tageslichtmuseen aufgezeigt, in denen Restauratoren und Lichtdesigner zusammengearbeitet haben.

In einem Vortrag wurde deutlich, dass auch wir Restauratoren mit unserer Arbeit – sei es bei der Untersuchung, Dokumentation oder bei der Bearbeitung – in der Summe eine hohe Strahlenbelastung verursachen können. Eine Komponente, der bislang möglicherweise nicht genügend Beachtung geschenkt wurde.

Beispiele aus der Denkmalpflege-Praxis in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Großbritannien erfüllten den Wunsch vieler Teilnehmer, mehr über konkrete Umgangsmöglichkeiten zu erfahren. In einem Kurzvortrag wurden pragmatische Anwendungsbeispiele gezeigt, wie sich mit wenig Aufwand und Mitteln vieles bewirken lässt. Auch die Vor- und Nachteile von Spezialgläsern, -folien und diversen Vorhangmaterialien wurden in verschiedenen Beiträgen vorgestellt und diskutiert.

Unter den Vortragenden aus dem In- und Ausland fanden sich neben Restauratoren unterschiedlicher Fachbereiche auch Naturwissenschaftler, Kuratoren, Glashersteller sowie Lichtingenieure und -designer. Ähnlich bunt setzte sich das Auditorium zusammen. Diese besondere, ausgesprochen fruchtbare Mischung machte die Tagung zu einer überaus gelungenen und runden Sache.

Im Anschluss an die Konferenz fand die Sitzung der Fachgruppe Präventive Konservierung statt. Bei Neuwahlen wurde das Sprechergremium Cord Brune (1. Vorsitzender), Laura Petzold (Vertreterin) und Regina Klee (Vertreterin) wiedergewählt.

Samstags war ein spannendes Führungsprogramm an drei neu eingerichteten Häusern der Klassik Stiftung Weimar geboten. Die Restauratoren der Klassik Stiftung Weimar gaben Einblicke in ihre Arbeit am Bauhaus-Museum, Am Neuen Museum und im Haus am Horn.

Simone Heuken
Mechernich, den 8. Oktober 2019

Programm und Zusammenfassung der Vorträge als Abstract-Heft zum Download