Textilien aus der Jungsteinzeit – Konservierung und Forschungsansätze

Über Jahrtausende erhalten sich organische Funde in anaeroben, wassergesättigten Umgebungen. Trocknen die Funde nach ihrer Bergung unkontrolliert aus, werden sie unwiederbringlich zerstört. Die Lösung der Restauratoren: Die Gefriertrocknung. Bei dieser […]

Über Jahrtausende erhalten sich organische Funde in anaeroben, wassergesättigten Umgebungen. Trocknen die Funde nach ihrer Bergung unkontrolliert aus, werden sie unwiederbringlich zerstört. Die Lösung der Restauratoren: Die Gefriertrocknung. Bei dieser Form der Konservierung wird den zuvor mit einer Konservierungslösung stabilisierten und eingefrorenen Objekten das Wasser durch Sublimation entzogen. Dieses Verfahren wird bereits seit Jahrzehnten eingesetzt.

Im Rahmen des Forschungsprojektes (2018-2021) THEFBO (Die kulturhistorische Bedeutung des Textilhandwerks in den prähistorischen Feuchtbodensiedlungen am Bodensee und Oberschwaben - im Kontext von Anforderungen an textile Objekte und ihre Wahrnehmung), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird und vom Landesamt für Denkmalpflege in Esslingen koordiniert wird, werden jungsteinzeitliche Textilien aus Baden-Württemberg archäologisch ausgewertet.

Jedoch ist es fraglich, ob eine Materialanalyse von Funden, die bereits vor vielen Jahren konserviert wurden, noch möglich ist. Zudem zeigen die höchst empfindlichen Textilien erhebliche Schäden nach mehreren Jahren in Ausstellungen bzw. Depots. Nachfolgende Sicherungsmaßnahmen sind oftmals notwendig, um weiterem Substanzverlust vorzubeugen.

Im konservierungswissenschaftlichen Teil des Forschungsprojektes, das am Curt Engelhorn Zentrum für Archäometrie (CEZA) in Mannheim angesiedelt ist, steht die Untersuchung der Konservierungsmethoden im Fokus: Als erster Schritt wird der Zustand der Textilien aus dem Fundkomplex Hornstaad-Hörnle I beispielhaft aufgenommen und ausgewertet. Die Funde, die auf Ausgrabungen zwischen 1973-80 und 1983-1993 geborgen wurden, konnten zeitgleich konserviert werden. Durch die Bestimmung des Zustandes der Objekte können Rückschlüsse auf den Erfolg damaliger Konservierungsmethoden und –materialien gezogen werden. Dem schließen sich u.a. mikroskopische Studien an, mit dem Ziel die gängigen Konservierungsmethoden für archäologische Textilien aus Feuchtböden weiterzuentwickeln.

Dr. Ingrid Stelzner
Dr. Johanna Banck-Burgess

Foto:
In die Struktur dieser kegelförmigen Geflechte sind lange, u-förmige Baststreifen fliesartig eingearbeitet. Sie werden oftmals als Hüte gedeutet, was aufgrund des geringen Umfangs jedoch fraglich ist.
Fundort: Hornstaad, Kreis Konstanz; Fundstelle: Siedlung, Hornstaad-Hörnle 1A
Datierung: 3917-3909 v. Chr;
Copyright: Y. Mühleis, Archäologisches Landesmuseum Konstanz
Foto: In die Struktur dieser kegelförmigen Geflechte sind lange, u-förmige Baststreifen fliesartig eingearbeitet. Sie werden oftmals als Hüte gedeutet, was aufgrund des geringen Umfangs jedoch fraglich ist. Fundort: Hornstaad, Kreis Konstanz; Fundstelle: Siedlung, Hornstaad-Hörnle 1A Datierung: 3917-3909 v. Chr; Copyright: Y. Mühleis, Archäologisches Landesmuseum Konstanz
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