Wie sind die Restaurator:innen eingruppiert?

Wie sind die Restaurator:innen eingruppiert? Dieser Frage und weiteren wollte die VDR-Interessengruppe Öffentlicher Dienst (IGÖD) in einer Umfrage nachgehen. Dienen sollen die Ergebnisse unter anderem der Vorbereitung auf die Tarifverhandlungen […]

Wie sind die Restaurator:innen eingruppiert?

Dieser Frage und weiteren wollte die VDR-Interessengruppe Öffentlicher Dienst (IGÖD) in einer Umfrage nachgehen. Dienen sollen die Ergebnisse unter anderem der Vorbereitung auf die Tarifverhandlungen bei den Ländern ab Ende 2023. 631 Verbandsmitglieder und auch Restaurator:innen außerhalb des VDR beantworteten im April und Mai 2023 den Fragekatalog. Das ist eine recht hohe Beteiligung, für die wir uns sehr bedanken!

Die erhobenen Daten ermöglichen nun einen recht guten, repräsentativen Überblick über die Lage der Angestellten. Die Zahlen werden dabei helfen, Argumente für die Erneuerung der Entgeltordnung bei den Ländern zu formulieren. Weiter geben Sie einen Überblick darüber, welche Bedarfe in Hinblick auf die Eingruppierung insgesamt bestehen.

 

Hier sind die Umfrageergebnisse:

An der Umfrage, die vom 24.4. bis 30.5.2023 lief, nahmen 80% Frauen und 20% Männer teil. Dies entspricht in etwa der generellen Verteilung der Geschlechter im Bereich Konservierung-Restaurierung und den bisherigen Erhebungen des VDR aus Umfragen und der Mitgliederdatenbank.

Die meisten angestellten Kolleg:innen sind zwischen 31 und 60 Jahren alt. Jüngere und ältere Kolleg:innen finden sich dagegen weniger. Erklären lässt sich dies bei den Jüngeren wohl vor allem mit der langen Ausbildung.

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Der überwiegende Teil (57%) der Befragten arbeiten am Museum. Weitere 12% im Denkmalämtern, 11% in Archiven/Bibliotheken und jeweils 8% in Schlösserverwaltungen oder Stiftungen.

Die Hälfte der Befragten (50%) sind in den Ländern beschäftigt (inkl. Hessen, das einen eigenen Tarifvertrag hat). Weitere 25% der Befragten arbeiten bei den Kommunen, 17% beim Bund.

Über ein Drittel (34%) ist noch in EG9 eingruppiert, 23% in EG10, 20% in EG11 und lediglich 12% in EG13 oder höher.

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59% arbeiten Vollzeit. Von den 41% Teilzeitbeschäftigten arbeitet die überwiegende Mehrheit 50% oder mehr. Nur 22% sind nebenher selbstständig, davon mehr Männer als Frauen.

Wir wollten wissen, ob auch das Thema Befristung eine Rolle spielt. Für 83% ist dies glücklicherweise nicht der Fall. Bei den 17% der Befragten mit befristeten Arbeitsverträgen, ist dies vor allem in den ersten drei Jahren der Fall; jedoch geben 27% auch an, schon deutlich länger befristet angestellt zu sein.

Besonders interessierte uns, ob die Restaurator:innen bereits einen Antrag auf Höhergruppierung gestellt haben. Dies bejahten 27% aller Befragten, 34% planen dies und 39% haben das nicht vor.

Filtert man die Antworten zeigen sich folgende Details:

      • Bei den Restaurator:innen, die bei den Kommunen beschäftigt sind, liegt die Zahl derjenigen, die bereits eine Höhergruppierung beantragt haben, mit 50% deutlich höher. Bei den Ländern haben es bisher erst 20% der Befragten gewagt, einen Antrag einzureichen. Rückführbar ist dies wohl darauf, dass Bund und Kommunen die Entgeltordnungen für Restaurator:innen bereits 2014 bzw. 2017 grundlegend erneuert haben. In den Ländern hingegen wird noch die über 50 Jahre alte Entgeltordnung mit völlig überalterten Tätigkeitsbeschreibungen angewandt.
      • Bei den Personen, die in EG9 eingruppiert sind, planen mit 51% der Befragten besonders viele Kolleg:innen einen Antrag einzureichen. 21% haben bereits einen Antrag eingereicht.
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Im Weiteren fragten wir die Kolleg:innen, die bereits einen Antrag eingereicht haben, ob dieser Erfolg hatte. Dies bestätigten 53%. Weitere 24% gaben an, dass der Prozess noch läuft, 23% erhielten Absagen. Hatte der Antrag Erfolg, erfolgten die Höhergruppierungen meist in mehreren einzelnen Schritten, also zum Beispiel erst von einer EG9 zur 10 und dann nochmals ein oder zwei Stufen höher. Wenn mehrere Entgeltstufen übersprungen wurden, dann geschah dies zumeist von einer EG9 auf die EG11.

Auf die Frage, in welche Entgeltstufe man höhergruppiert werden möchte, sagte ein Viertel der Befragten von EG9 auf 11, weitere 22% wollen von der EG 9 entweder auf die EG10, 12 oder 13 kommen. 28% möchten von der EG 10 auf EG 11, 12 oder 13 höhergestuft werden. 12% streben an, von EG11 auf 13 hochgestuft zu werden. (Anmerkung: die EG 12 wurde nur selten angegeben. Dies liegt sicherlich daran, dass diese Entgeltstufe bei den Ländern nicht existiert.)

Im Ergebnis lässt sich feststellen, dass es keine nennenswerten geschlechterspezifischen Unterschiede in der Eingruppierung von Restauratorinnen und Restauratoren bestehen. Es zeigte sich lediglich, dass Männer häufiger in Vollzeit arbeiten und neben der Anstellung häufiger selbstständig tätig sind.

Nur wenige Kolleg:innen sind bisher ver.di Mitglied. Gleichzeitig sind einige Kolleg:innen an einer Mitgliedschaft interessiert.

Aus der Umfrage lässt sich ein besonders großer Handlungsbedarf bei den Restaurator:innen in den Ländern ableiten. Viele Restaurator:innen sind als wissenschaftlich ausgebildetes Personal mit EG 9 noch deutlich zu niedrig eingestuft. Die hohen Erfolgsquoten der bisher eingereichten Anträge auf Höhergruppierung sollte weiteren Kolleg:innen Mut machen, selbst einen Antrag einzureichen.

Für die beim Bund und Kommenen angestellten Restaurator:innen zeigte sich, dass auch hier noch der Wunsch nach Höhergruppierung besteht. Hier werden wir uns bemühen weiter zu unterstützen.

Die Umfrage bestätigt zudem, dass für weitere erfolgreiche Höhergruppierungen in den Ländern eine Erneuerung der veralteten Entgeltordnung und damit verbundene zeitgemäße Tätigkeitsbeschreibungen, die der wissenschaftlich fundierten Hochschulausbildung Rechnung tragen, essentiell zu sein scheint. Denn bei Bund und Kommunen, bei denen die Entgeltordnung bereits erneuert wurde, laufen bereits deutlich mehr Höhergruppierungsverfahren und zahlreiche sind mit Erfolg abgeschlossen worden.

Aus der Umfrage lassen sich somit klare Forderungen für die im Winter 2023/24 anstehenden Tarifverhandlungen der Länder ableiten. Diese werden die VDR-Interessengruppe Öffentlicher Dienst und die Restaurator:innen in ver.di über die Gewerkschaft an die Arbeitgeber herantragen.

Angestellte in den Ländern werden zudem gebeten, parallel zu den Aktivitäten bei ver.di ein neues Positionspapier direkt an ihre Vorgesetzten und Arbeitgeber:innen heranzutragen. Ziel ist es hierüber Unterstützung zu finden und auf die besondere Problematik der Restaurator:innen hinzuweisen.

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